„Triathlon der Reiterei“ aus Dressur, Geländeritt und Springen

Stuttgart – Die Vielseitigkeitsprüfung (englisch: „Eventing“ oder „Three-day-event“) ist eine Disziplin des Pferdesports, in der Einzel- und Mannschaftswettkämpfe ausgetragen werden. Sie ist auch unter der früheren Bezeichnung „Military“ bekannt, die eine Erfindung des Militärs und seiner damaligen Bedürfnisse war. Sie entstand aus dem Ausbildungsprogramm der Kavallerie und stellte eine Art Abschlussprüfung für Reiter und Pferd nach erfolgter Ausbildung dar. Von besonderer Bedeutung war sie auch für die Zuchtauswahl hinsichtlich der Zucht von Pferden für den militärischen Bedarf.


Die Geschichte der Vielseitigkeit

Stuttgart – Die Vielseitigkeitsprüfung (englisch: „Eventing“ oder „Three-day-event“) ist eine Disziplin des Pferdesports, in der Einzel- und Mannschaftswettkämpfe ausgetragen werden. Sie ist auch unter der früheren Bezeichnung „Military“ bekannt, die eine Erfindung des Militärs und seiner damaligen Bedürfnisse war. Sie entstand aus dem Ausbildungsprogramm der Kavallerie und stellte eine Art Abschlussprüfung für Reiter und Pferd nach erfolgter Ausbildung dar. Von besonderer Bedeutung war sie auch für die Zuchtauswahl hinsichtlich der Zucht von Pferden für den militärischen Bedarf.

Vielseitigkeitsreiter – auch „Buschreiter“ oder kurz „Buschis“ – werden die „Triathleten der Reiterei“ genannt, denn diese Disziplin besteht aus Dressur, Geländeritt und Springen. Um in der Vielseitigkeit – auch als die „Krone der Reiterei“ bezeichnet – zu bestehen, müssen die Mehrkämpfer des Pferdesports sowohl auf dem Viereck, als auch im Cross und im Parcours ihr Handwerk beherrschen. Die Basis des Erfolgs jedoch ist das gegenseitige Vertrauen zwischen Reiter und Pferd. Die technische internationale Sportnomenklatur bezeichnet die Vielseitigkeitsprüfung französisch als Concours Complet (kurz CC).

Die Dressur wird einzeln geritten und ist stets der Auftakt einer Vielseitigkeitsprüfung. Traditionell ist die zweite Teilprüfung der Geländeritt über eine mit Naturhindernissen verschiedener Art ausgestattete Querfeldeinstrecke (Q-Strecke, Cross Country Course). Der Geländeritt ist in einer vorgegebenen Zeit zu absolvieren, das Überschreiten wird mit Strafpunkten geahndet. Das Parcoursspringen, dem in der Regel eine Verfassungsprüfung vorangeht, entspricht den Regeln der Spezialdisziplin Springen. Sieger ist am Ende derjenige Teilnehmer mit der geringsten Strafpunktzahl.

Veranstaltungen werden in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ausgeschrieben. Bei inter-nationalen Prüfungen wird zwischen sogenannten Kurzprüfungen (Concours International Combiné, CIC) und Langprüfungen (Concours Complet International, CCI) unterschieden. Die Einteilung von einem bis vier Sternen bewertet die Schwierigkeit der gestellten Aufgaben. Weltweit gibt es sechs CCI 4*-Prüfungen, darunter das CCI**** Luhmühlen.

Anforderungen in Dressur und Springen geringer als bei den Spezialisten

Die in der Vielseitigkeit gestellten Anforderungen in Dressur und Springen liegen unter denen der Spezialisten vergleichbarer Leistungsklassen. Dies berücksichtigt das andere Leistungsprofil, das an Vielseitigkeitspferde gestellt wird. So sind beispielsweise die Springparcours weniger technisch, die enthaltenen Hindernisse nicht höher als 1,25 Meter und die Distanzen zwischen den Sprüngen weiter, da die Pferde für den Geländeritt auf einen größeren Galoppsprung trainiert werden müssen. Zudem ist bei festen Hindernissen die Berührung kein Problem, während dies im Parcoursspringen zu Abwürfen führt. Bei Prüfungen der höchsten Schwierigkeit in der Vielseitigkeit liegen sie auf dem Niveau mittlerer Dressur- und Springaufgaben der Spezialisten (Klasse M).

Bei den Geländehindernissen sind die zu überwindenden Höhen und Weiten in ihren reinen Abmessungen und Flugkurven im Vergleich zum spezialisierten Springreiten eher gering, die Schwierigkeit ergibt sich aus der Optik (mächtige Baumstämme, Holzstapel oder feste Holzwände, teilweise fast frei schwebend) und der Einbindung in Geländeunebenheiten (zum Beispiel eine Wand von 1,20 Meter, die sich unmittelbar hinter einem ein Meter tiefen Graben scheinbar über zwei Meter hoch erhebt; Landung im oder Absprung aus dem Wasser; Graben in einer Senke mit Sprüngen im unmittelbaren Umfeld oder Landepunkt auf anderer Höhe als der Absprung).

Teilweise werden auch besondere Anforderungen an den Gehorsam gestellt, wenn das Pferd über einen sehr schmalen Sprung muss, an dem es an einer oder beiden Seiten bequem vorbeilaufen könnte, ohne die Strecke zu verlassen. Manche Hindernisse weisen eine Reiz überflutende Optik auf, wie etwa Marktstände mit Obst und Blumen. In den letzten Jahren wurde mit dem Einsatz von Hindernissen begonnen, deren Verbindungen bei einer bestimmten Belastung nachgeben oder manuell leicht demontierbar sind, um die Folgen schwerer Stürze zu begrenzen und gegebenenfalls die Rettung von gestürzten Reitern und Pferden zu erleichtern.

Der „Chicken way“ als leichtere Alternative kostet mehr Zeit

Üblich ist es bei schweren Strecken, den Reitern bei den besonders schwierigen Passagen zwei alternative Wege anzubieten, bei denen oft einer (der „Chicken way“) technisch etwas geringere Anforderungen stellt, jedoch mehr Zeit zum Überwinden kostet, die an anderer Stelle wieder herausgeritten werden muss oder zu Strafpunkten führt. Dadurch kann der verantwortungsvolle Reiter seinen Weg an die individuellen Eigenschaften und die Tagesform seines Pferdes anpassen und Schwächen möglicherweise mit besonderen Stärken an anderer Stelle kompensieren.

Die Gesamtwertung einer Vielseitigkeit erfolgt nach Fehlerpunkten. Das Dressurergebnis wird in einen Fehlerwert umgerechnet, wobei niedrigere Werte ein besseres Ergebnis bedeuten. Es wird in 15er-Schritten gerechnet: 0 Fehlerpunkte entsprechen einer Dressurprüfung von 100 Prozent, 15 Fehlerpunkte 90 Prozent, 40 Fehlerpunkte 75 Prozent usw. Die Weltbesten des Sports liegen oft mit ihren Dressurergebnissen bei unter 30 Fehlerpunkten.

Hinzu kommen jeweils Hindernis- und Zeitfehler aus Gelände und Springen, wobei Hindernisfehler im Gelände mit 20 Fehlerpunkten und mehr (zum Beispiel für gefährliches Reiten) angerechnet werden, im Springen jedoch nur mit vier. Ein Überschreiten der vorgegebenen Zeit beim Absolvieren der Geländestrecke führt zu Strafpunkten, ein vorgegebenen Zeit beim Absolvieren der Geländestrecke führt zu Strafpunkten, ein Unterbieten jedoch nicht zu Pluspunkten. Ein Sturz des Pferdes im Zusammenhang mit einem Hindernis führt bei internationalen Prüfungen zu dessen Schutz zum sofortigen Ausschluss. Gewonnen hat das Paar, das nach allen drei Teildisziplinen die geringste Fehlerpunktzahl aufweist.

Im Gelände sind Sicherheitsweste/Sturzweste, Helm und die Medical Card Pflicht

In den Disziplinen Dressur und Springen sind jeweils die korrekten Anzüge zu tragen, Frack wird bei der Dressur auf internationalem Niveau und auf Championaten getragen. Für die Geländestrecke sind neben erleichterter Kleidung mit Stiefeln eine Sicherheitsweste/Sturzweste, Helm und eine am Oberarm oder Stiefelschaft exponiert zu tragende Medical Card (mit den wichtigsten Informationen für eine medizinische Notversorgung) vorgeschrieben. Üblich ist im Cross-Country das Tragen einer Stoppuhr, um zusammen mit Wegmarken das Tempo exakter kontrollieren zu können.

Für eine Teilnahme an Prüfungen in den unteren Klassen sind Pferde der meisten Rassen und Zuchtlinien geeignet, sofern sie individuell einen adäquaten Ausbildungs- und Konditionsstand aufweisen. In den höheren Klassen dominieren Warmblüter mit höherem Vollblutanteil und reine Vollblüter. Ein gutes Vielseitigkeitspferd muss rittig und verlässlich sein. Es muss sich bei der Dressurprüfung konzentrieren können und darf sich nicht ablenken lassen. Für die Geländestrecke muss es entsprechend athletisch sein und über den nötigen Mut und hohe Leistungsbereitschaft verfügen. Eine raumgreifende Galoppade und Stehvermögen sollten ebenso vorhanden sein wie ein belastbares Exterieur und ein gutes Sehvermögen für Entfernungen. Trotz aller Härte darf es über Sprüngen nicht unvorsichtig sein, da dies schnell zu unnötigen Abwürfen in der Springprüfung führen kann.