REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Donnerstag

Seite 6 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 16. November 2017 W as hat sie nicht schon alles gewon- nen, diese sympathische, meist freundlich lächelnde Ingrid Klimke mit ihrer überdurchschnittlich positiven Ausstrahlung, die einen in ihrer Begeiste- rung für den Sport und die Pferde immer mitzunehmen vermag: Zwei Mal Olympia- gold mit der Mannschaft, Silber im vergan- genen Jahr, ebenso zwei Mal WM-Gold mit dem Team, drei Mal bei Europameisterschaf- ten. Ernsthaft nachdenklich mit Sorgenfalten im Gesicht gibt es die 49-Jährige jedoch auch. Nicht oft, aber manchmal entschwin- det das Strahlen aus ihren Augen und es le- gen sich tiefe Sorgenfalten auf die Stirn der Münsteranerin. Dann, wenn der Geländekurs so gar nicht angemessen erscheint, zu un- modern, wenn absehbar ist, dass es viele schlechte Bilder gibt. Wie in Caen bei der WM oder in Rio bei den Olympischen Spie- len. Wenn sie schon im Vorfeld weiß, dass das Cross keinen Spaß machen wird, son- dern zu einer einzigen mühsamen Aufgabe. In Strezgom in Polen bei der diesjährigen Europameisterschaft hingegen, da stand ihr das Lachen schon vor dem Start im Gesicht. So stark, dass der Bundestrainer sogar dazu aufrief, die Sache ernst zu nehmen. Doch das machte Klimke. Und ritt zu ihrer ersten Ein- zel-Gold-Medaille in ihrer Karriere. Mit Hor- seware Hale Bob, der im Stall kurz und liebe- voll „Bobby“ gerufen wird. Schon so oft war sie kurz davor, einen großen Titel nach Hause zu tragen, aber immer blieb es ihr ver- gönnt. In diesem Jahr hingegen konnte sie auch den sonst nicht aufzuhaltenden Mi- chael Jung in die Schranken verweisen, der „nur“ Silber gewann. Ingrid Klimke war ein- fach dran. „Man muss einfach nicht aufhö- ren daran zu glauben, weitermachen – und nach über 20 Jahren passiert es dann auch mal“, lachte die neue Europameisterin mit der Goldmedaille um den Hals. „Mir ist es immer wichtig Teamplayer zu sein, aber die- ser Einzeltitel war schon mein Traum.“ Lange hat die Tochter des weltberühmten, verstorbenen Reiner Klimke für diesen Er- folg gearbeitet, fand über Ländliche Vielsei- tigkeitsreiterei bald in den deutschen Kader und gehörte ab 2000 nahezu ununterbro- chen zu dem Quartett, das Schwarz-Rot-Gold bei Championaten vertrat. Dabei hatte Klimke zunächst gar nicht vor, sich beruflich ganz der Reiterei zu widmen. Nach der Schule absolvierte die Westfälin eine Lehre zur Bankkauffrau, studierte Lehramt und legte dann das erste Staatsexamen ab, merkte aber unterdessen, dass sich Uni und Turnierreiterei nur schwer vereinbaren lie- ßen und entschied sich dafür, Pferdewirt- schaftsmeisterin zu werden. Immer wieder bildet die beliebte Olympionikin, die in die- sem Jahr einen Social Media-Preis für die meisten Facebook-Likes als Einzelsportler gewann, Pferde in allen drei Olympiadiszipli- nen erfolgreich aus und erhielt in Folge für ihre Leistungen im Sattel, als Ausbilderin und für ihr Engagement im Reitsport 2012 den selten vergebenen Titel als „Reitmeis- ter“. Zweifelsohne gehört Ingrid Klimke zu den besten Reiterinnen der Welt. Den Einzel- titel in diesem Jahr bedurfte es nicht, um das festzustellen. Aber er schmeichelt der Aus- nahme-Amazone und ließ ihre Augen einmal mehr aufblitzen. Monika Schaaf Warten hat ein Ende In diesem Jahr war sie endlich dran: Einzelgold für Ingrid Klimke Das

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