REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Freitag

Seite 36 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 17. November 2017 Lassen Sie sich denn überhaupt in die Erzie- hung reinreden? Jessica von Bredow-Werndl: Ich bin da ziemlich offen, aber ich versuche zunächst, auf mein Gefühl zu hören. Zu 99,9 Prozent lag ich damit bisher richtig. Auch wenn es tierisch klingt, aber der Instinkt sagt einem ja meistens, was zu tun ist. Micaela Werndl: Wir haben da auch die- selbe Richtung, quasi dieselbe Idee. Jessica von Bredow-Werndl: Ich glaube, deswegen sind wir nicht nur Mama und Tochter, sondern auch befreundet. Gibt es auch Fehler, die Sie in der Erziehung gemacht haben und vor denen Sie Ihre Tochter bewahren können? Micaela Werndl: Coole Frage. Schön zum selber Reflektieren. Jessica von Bredow-Werndl: Stimmt, so wurde ich auch noch nie interviewt. Micaela Werndl: Ich wurde noch gar nie in- terviewt! (lacht) Es ist wirklich eine schwie- rige Frage, aber eigentlich möchte ich, dass sie noch liebevoller und konsequenter in der Erziehung ist, als ich es war. Aber im Grunde bin ich mit mir im Reinen. Jessica von Bredow-Werndl: Ich muss sa- gen, dass ich sehr dankbar für diese Erzie- hung bin. Meine Mutter hat mir immer den Druck rausgenommen, zum Beispiel bei Klausuren. Sie hat mir immer Halt gegeben, auch wenn ich mal ne „Fünf“ mit nach Hause gebracht habe. Sie hat das sogar immer mal vor Papa geheim gehalten. Was macht eigentlich mehr Spaß – Mutter oder Oma zu sein? Micaela Werndl: Also jetzt kann ich mich natürlich mehr erholen als als Mutter. Ich bin außerdem gereifter und erfahrener, das ist schön. Ich war ja als Mutter sehr jung, mit 23 und 25, und manchmal sogar ein biss- chen überfordert. Und der Vorteil jetzt: Ich muss nicht so oft nachts aufstehen! Mal ein anderes Thema: Jessica von Bredow- Werndl, Sie sind aus Ihrer „Elternzeit“ mit gleich mehreren Pferden stark zurückge- kehrt. Wie geht sowas? Jessica von Bredow-Werndl: Keine Ahnung (grinst). Micaela Werndl: Vielleicht durch deine Lo- ckerheit. Jessica von Bredow-Werndl: Gut möglich. Ich habe mir einfach nichts vorgenommen und es hat sich schnell wieder gut angefühlt, so dass ich bald wieder losfahren konnte. Ab welchem Zeitpunkt haben Sie denn das Reiten genau sein lassen? Jessica von Bredow-Werndl: Erst so fünf bis sechs Wochen vor der Geburt. Micaela Werndl (seufzt) : Das war so schlimm. Das hat mich so aufgeregt. Ich hatte Angst und oft gebetet. Sie ist hoch schwanger noch in den Wald geritten. Jessica von Bredow-Werndl: Ja, das fand sie wirklich nicht so toll. Hatten Sie denn selbst keine Angst, als Sie schwanger im Sattel saßen? Jessica von Bredow-Werndl: Nein. Ich habe immer auf meinen Körper und mein inneres Bauchgefühl gehört. Das spürt man einfach Und wenn ich mal das Gefühl hatte, dass es nicht so geht, bin ich eben auch einfach nur mal Schritt geritten. Micaela Werndl (seufzt wieder) : Ich fand Schritt reiten genauso schlimm. Frau Werndl, Sie erleben Ihre Tochter ja nun in einer ganz neuen Rolle. Mal Hand auf‘s Herz: Macht sie ihren Job gut? Micaela Werndl: Ich bin sehr stolz auf sie. Sie geht sehr liebevoll mit ihrem Sohn um. Und umgekehrt: Wie gut hat Ihre Mutter ih- ren Job gemacht? Und gibt es vielleicht et- was, was Sie selbst besser machen wollen? Jessica von Bredow-Werndl: Das klingt jetzt vielleicht doof, aber ich wäre froh, wenn ich es so hinkriege wie meine Mutter. Das Gespräch führten Florian Adam und Monika Schaaf. … ich wäre froh, wenn ich es so hinkriege wie meine Mutter. Jessica von Bredow-Werndl Foto: TOMsPic

RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=