REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Freitag

A ndreas Krieg macht nicht viele Worte. Aber was er sagt, hat Gewicht. Der 56-jährige Springprofi und Ausbilder von Reitern und Pferden betreibt in Villin- gen im Nordschwarzwald mit seiner Frau Kirsten einen Turnier- und Handelsstall. Und immer mehr auch international ambitio- nierte Reiter klopfen im kompakten Stall mittlerweile an, weil sie Tipps und Rat aus dem Stall Krieg haben wollen. Als Springchef im Organisationsteam des Stuttgart German Masters-Turniers war An- dreas Krieg der Wunschnachfolger seines Vorgängers Hauke Schmidt. Der weitgereiste Parcourschef und Ausbilder ist seit vielen Jahren ein väterlicher Freund der Familie. Die Berufung kam zum richtigen Zeitpunkt, denn mit der sorgfältig vorbereiteten Karri- ere von Andreas Kriegs Sohn Niklas (24) ha- ben sich der Wirkungskreis und auch der Blick des Schwarzwälders deutlich erweitert. Obwohl er schon länger weit über seinen Kirchturm hinaus geblickt hat. Es war in den 80er-Jahren, als Krieg den Kirchzartener Un- ternehmer Klaus Fritzsching kennenlernte. Der zurückhaltende Badener schätzte die verlässliche Art Kriegs und er machte ihn mit guten Pferden beritten – wie später seine Kinder. Tochter Leonie (20) ist sogar Paten- tochter des vor drei Jahren verstorbenen Mäzens. Mit den Fritzsching-Pferden war Krieg Seriensieger in S-Springen im Land. In seiner Karriere hat er mehr als 250 S-Sprin- gen gewonnen, wurde Landesmeister und 1997 – vor 20 Jahren – hier in Stuttgart auch Hallenchampion der baden-württem- bergischen Springreiter, Prime Time hieß damals sein Pferd. Übrigens kam auch And- reas Krieg, wie heute sein Sohn Niklas mit seiner Carella, besonders gut mit Stuten zu- recht. Loretta hieß eines seiner ersten und besten Pferde, später kamen Iris de Vauptin und weitere andere dazu. Da der Pferdehandel im Turniergeschäft des Mannes, der auch ein paar Semester BWL studiert hat, immer eine tragende Rolle ge- spielt hat, maß er sich schon damals auf Tur- nieren im benachbarten Ausland, fuhr nach ein kritischer Geist und durchaus ein Visio- när. „Wir müssen das Turnier weiterentwi- ckeln und wir müssen dabei die Konkurrenz im Ausland beobachten“, forderte er schon vor dem ersten Turniertag 2017. Als „Global Player“ weiß er, dass es in anderen Ländern und an anderen Standorten höhere Preisgel- der gibt, dass ausländische Investoren am deutschen Markt mit Millionen die Spitzen- pferde einsammeln und auch die öffentliche Begeisterung in anderen Ländern größer ist als hierzulande. Er stellt unbequeme Fragen. „Warum gelingt es nicht, aus unseren Spit- zenreitern Idole zu machen?“, hakt er nach. „Warum stehen in anderen Ländern die Weltkonzerne mehr zum Reiten als hierzu- lande?“, wundert er sich. Andreas Krieg ist weit nach oben gekommen, aber er gibt sich damit lange nicht zufrieden. Roland Kern Italien und zur „Sunshine-Tour“, als andere diese spanische Frühlingsserie noch für ei- nen Last-Minute-Urlaub hielten. Er hatte im- mer einen Plan. Dazu kommt, dass Krieg seit Jahrzehnten beim Schlosspark-Turnier in Donaueschingen, das vor seiner Haustür liegt, Botschafter und Lokalmatador ist. Schon in dieser Zeit knüpfte er ein internati- onales Netzwerk – blieb dennoch lieber ru- hig und im Hintergrund. Aber jetzt bei sei- nem Turnierleiter-Einstieg erinnerten sich einige Baden-Württemberger daran, welche Nummer der Mann im Sport wirklich ist und warum es kein Zufall war, dass er zum Bei- spiel den aktuellen schwedischen Europa- meisters Peder Fredericson ohne Aufhebens verpflichten konnte. Er griff einfach zum Te- lefon und rief ihn an. Als Pferde-Kaufmann mit Weitsicht ist Andreas Krieg aber auch Schwarzwälder von Weltformat Andreas Krieg ist im neuen Turnierleiterteam für den Spring- sport zuständig ‒ selbst siegreich in über 250 S-Springen Andreas Krieg übernimmt nun eine tragende Rolle im Stuttgarter Orga-Team. Seite 44 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 17. November 2017 Foto: TOMsPic

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