REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Samstag

Seite 22 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 18. November 2017 Aller guten Dinge sind Alexandra Stadelmayer startet zum dritten Mal in Stuttgart – aber noch nie war die Geislingerin so stark wie dieses Jahr. M it 25 Jahren ist sie weit oben: Alex- andra Stadelmayer, amtierende Lan- desmeisterin ihrer Altersklasse, startet in diesem Jahr schon zum dritten Mal beim German Masters-Turnier in der Schleyer-Halle. Das ist zumindest für dieses Alter ein Rekord im Lande. Daher hat die junge Geislingerin, die nach ihrem dualen Logistik-Studium jetzt bei der schwäbischen Weltfirma WMF im Projektmanagement ar- beitet, durchaus einen Routine-Vorteil. „Mein Hengst Lord Lichtenstein hat kein Problem mit der Atmosphäre in der Halle“, weiß sie aus Erfahrung, die andere erst ma- chen müssen. Allerdings, auf die geheizte Halle muss sich der massige Schwarze im- mer erst einstellen. Er liebt frische Luft. Im Stallzelt muss er immer an der offenen Tür stehen, nachts genügt eine Fliegendecke. Schon 2014 war sie für das Finale im Piaff- Förderpreis qualifiziert, ein Jahr später nahm sie als Landesmeisterin schon einmal in der CDI4-Tour teil. „Ich freue mich auf meinen Start dieses Jahr, ich kann auf eine tolle Saison zurückblicken und der Start in der Schleyer-Halle ist der krönende Ab- schluss eines erfolgreichen Jahres“, sagt Ale- xandra Stadelmayer – völlig zu Recht. Der Rappe ging wie alle Pferde aus der Aus- bildung der Stadelmayers früh die Lektionen des Grand Prix. Aber erst jetzt hat der mitt- lerweile zwölfjährige Sohn des Lord Loxley (x Gribaldi) die Sicherheit und Konstanz be- kommen sowie die Motivation, für seine Rei- terin zu kämpfen. Man sieht es dem Berg von einem Pferd nicht auf den ersten Blick an, aber er ist sensibel. Das Talent, aber auch die Zielstrebigkeit und die Kreativität im Sattel sind der jungen Frau in die Wiege gelegt. Ihr Großvater ist der be- rühmte Dressurausbildungs-Rebell Fritz Stahlecker (91), der in den 70er-Jahren eine neue Ausbildungsmethode mit der Perfek- tion des schwäbischen Erfinders entwickelte: die Hand-Sattel-Hand-Methode, bei der das Pferd vom Boden aus die schwierigen Lekti- onen lernt, bevor es überhaupt einen Reiter trägt. Alexandra Stadelmayers Mutter Ulrike gehörte Anfang der 80er-Jahre auf dem der- art ausgebildeten Wallach Miro zur deut- schen Spitze der Junioren, zehn Jahre später wurde sie mit dem ebenfalls nach Stahlecker ausgebildeten Fuchshengst Weyden Landes- meisterin. Weyden wurde dann an Sven Ro- thenberger verkauft und ging 1996 in At- lanta Olympische Spiele. Alexandra Stadelmayer bekam als zwölfjäh- riges Mädchen von ihrem Opa den Wallach Dix geschenkt, der seiner Ausbildung ent- sprechend auf Kommando piaffierte und passagierte. Da lernte sie schon als Kind, diese weltschwierigsten Lektionen zu reiten wie andere Mädels den Umgang mit einem Nintendo. Es gibt Bücher Stahleckers, da fungiert die Enkeltochter als Model und zeigt, wie man – kinderleicht – eine Galopp- Pirouette reiten kann: Die Hände in den Hüf- ten, ganz ohne Zügel, mit einem seligen Lä- cheln auf den Lippen. Ulrike und Alexandra Stadelmayer haben die Ausbildungsmethode Stahleckers in den ver- gangenen Jahren moderat mit den Anforde- rungen des aktuellen Dressursports und den geltenden Richtlinien der Ausbildung verwo- ben – herausgekommen ist ein internationa- les Niveau. In diesem Jahr startete die ge- scheite junge Frau schon im Mai auf dem Mannheimer Maimarkt mit guten internatio- nalen Platzierungen in die Saison. Im Som- mer sahnte sie im Land ab, blieb einige Wo- chen ungeschlagen. Im Grand Prix Special von Donaueschingen landete sie im Septem- ber gleich hinter Jessica von Bredow-Werndl und Isabell Werth auf Rang drei, bei der Ge- neralprobe im Kurz-Grand Prix von Göppin- gen vor wenigen Wochen gelang ein Sieg mit über 73 Prozent der Punkte. Das war Rückenwind für hier. Roland Kern Alexandra Stadel- mayer und Lord Lichtenstein Foto: Krenz

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