REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Samstag

Seite 38 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 18. November 2017 E r ist einer der versiertesten und prägen- den Pferdesport-Profis des Landes und mit seiner Expertise weit über die Gren- zen Baden-Württembergs hinaus bekannt: Helmut Hartmann, gebürtiger Oberschwabe mit Wohnsitz im badischen Hilzingen nahe des Bodensees, gehört seit über zehn Jahren zu den internationalen Stewards auf dem Ab- reiteplatz des Stuttgart German Masters. Er achtet darauf, dass die Reiter schon bei der Vorbereitung ihrer Pferde das Regelwerk einhalten. Hartmann tut dies, ähnlich wie seine Wegbegleiter Peter Bort und Reitmeis- ter Karl-Heinz Streng, mit dem geschulten Auge des Fachmannes, der lieber Vierbeiner statt Paragrafen reitet. Die Aktiven schätzen ihn daher, ebenso wie für seine kamerad- schaftliche Art und seinen Humor. Helmut Hartmann ist ein echter Sympathieträger, für junge Kollegen ein echter Kumpel. Als er vor drei Jahren offiziell in Rente ging, blickte er auf 45 Berufsjahre zurück. Als frei- beruflicher Lehrgangsleiter und natürlich als Regionaltrainer der württembergischen Springreiter wirkt er weiter. Hippologie kennt keine Altersgrenze. „Und am meisten Spaß macht mir das Training mit den Ju- gendlichen, das hält einen selbst jung“, grinst er in seiner typischen Art. Was nicht jeder weiß: Der „doppelte“ Berufs- reiter, der als junger Profi „Zucht und Hal- tung“ ebenso gelernt hat wie „Reiten“, ge- hörte in den Anfangsjahren des Stuttgarter Reitturniers selbst zu den Teilnehmern. Die 80er-Jahre, das war Hartmanns erfolg- reichste aktive Zeit, damals als Bereiter und Ausbilder am Wolfschlugener Turnierstall des Etikettendruck-Unternehmers Schäfer. Da gehörte Hartmann zur Landesspitze der Springreiter. Landesmeister oder Hallen- champion wurde er damals übrigens nie. „Ich wollte in erster Linie korrekt reiten“, er- klärt der 68-jährige Ausbilder heute, „die anderen waren schneller.“ Seine Pferdewirt-Ausbildung „Reiten“ hat der junge Hartmann übrigens an einem le- gendären Ausbildungsstall verbracht: bei Herbert Aust in Ludwigsburg, gemeinsam mit Hans-Joachim Braun und dem späte- ren Reitmeister Udo Lange. Aust ließ den jungen Oberschwaben die Springpferde reiten; und nebenher durfte der Lehrling am Lud- wigsburger Turnierstall des Unternehmers Rolf Knecht aushelfen. Zu- vor hatte Hartmann im Haupt- und Landgestüt seine erste Lehre be- reits hinter sich. So ist er als Profi zeitlebens ein „Allrounder“ der Reitbahn geblieben. Später kehrte er übri- gens ins Marbacher Haupt- und Landgestüt zurück, wirkte dort zwölf Jahre lang als Ausbildungsleiter. Ver- wunderlich: Erst in die- ser Zeit wurde das Ge- stüt zum Ausbildungsbetrieb. Die heutigen Landstallmeister sind bei Helmut Hartmann seinerzeit in die Lehre gegangen. Helmut Hartmann war Gestüter, bis ihn der Affalterbacher Unternehmer und Sport-Mo- gul Hans-Werner Aufrecht in den 90er-Jah- ren an seinen rasch aufstrebenden Turnier- stall vor den Toren Ludwigsburg holte. Zehn Jahre war Hartmann dort Betriebsleiter, bis Aufrecht die Lust verlor und die Reithalle wieder zur Autowerkstatt umfunktionierte. Seit seinem Ausscheiden dort ist Helmut Hartmann selbstständig; vor ein paar Mona- ten hat sich das Hofgut Albführen den erfah- renen Profi für drei Tage in der Woche als Ausbilder gesichert. Bis heute prüft Hart- mann übrigens angehende Pferdewirte; ebenso in beiden Sparten. Interessant ist: Seine Richterprüfung in der Grundqualifikation hatte Helmut Hartmann schon lange hinter sich, gewissermaßen in Reserve, bis er vor jetzt zwölf Jahren häufi- ger auf dem Richterturm Platz nahm, oft ge- meinsam mit „Kalli“ Streng. Dann ging es ra- send schnell: Es dauerte nicht lange, da fragte man den Profi, ob er nicht jeweils im September als Springsport-Experte beim Warendorfer Bundeschampionat mitent- scheiden wolle. Nach Stuttgart brachte ihn der unvergessene Pferdemann und FN-Mit- arbeiter Hansi Wallmeier; er wusste schon immer, wer wirklich Ahnung hat. Im letzten Jahr machte man sich beim Stutt- gart German Masters Sorgen um Helmut Hartmann; da hatte er sich von einer schwie- rigen, ja lebensbedrohlichen Lungenerkran- kung gerade erst erholt. Er plagte sich; aber dennoch schien er stets bester Laune. Die Menschen am Turnierplatz waren froh, dass sie ihn wieder hatten, den Hartmann mit sei- nem „weichen Kern“. „Unkraut vergeht nicht“, grinst er. In diesem Jahr ist er wieder fit, und es gilt wie eh und je: „Mann, ist der hart, Mann.“ Roland Kern Ein Hartmann mit weichem Kern Der Profi-Ausbilder aus Hilzingen gehört seit über zehn Jahren in der Schleyer-Halle zu den Stewards. Foto: Krenz Helmut Hartmann, ein Hippologe aus Baden-Württemberg

RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=