REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Sonntag

Seite 28 Sonntag, 19. November 2017 15. 11.–19. 11. 2017 E r wäre nicht mehrfacher Weltmeister, Weltcupsieger und German Master der Vierspännerfahrer, wenn er nicht aus (fast) jeder Situation das Optimale herausho- len könnte. Selten ist ihm dies nicht gelun- gen. Etwa im Vorjahr, als der Niederländer IJsbrand Chardon dem in den Niederlanden lebenden Australier in Stuttgart den Titel vor der Nase wegschnappte. In diesem Jahr lief Boyd Exell, den Hallensprecher Karsten Sost- meier nach dem Sieg als Boyd „Excellent“ (also Boyd, der Herausragende) feierte, nach zwei Patzern zur Höchstform auf. Einen Ab- wurf im zweiten Umlauf des Warm-up und in der Siegerrunde der besten Drei kompen- sierte Exell einfach mit erhöhter Geschwin- digkeit. Und das trotz des noch wenig erfah- renen neuen Schimmels vorne links. Das war wirklich exzellent und sicherte ihm den Titel Nummer sechs nach den Titeln 2009, 2010, 2012, 2014 und 2015. „Weil mein Gespann neu war, musste ich an- greifen, denn mein Dauer-Konkurrent IJs- brand Chardon hatte die schnelleren Pferde“, erklärte Exell seinen Fahrstil und lobte das insgesamt hohe Niveau der Konkurrenz. Wildcard-Fahrer Georg von Stein erreichte bei der 17. Auflage des FEI-Weltcups mit ei- ner fulminanten ersten Runde das Drive-off und hätte sogar hinter Exell Zweiter werden können, wenn er im zweiten Fest-Hindernis nicht einen kurzen Aussetzer gehabt hätte. Zweiter wurde damit IJsbrand Chardon mit knappen 1,63 Sekunden Vorsprung auf den Deutschen. Der Amerikaner Chester Weber fuhr bei seinem zweiten Stuttgarter Start nach 2002 ambitioniert, verfehlte aber mit zwei Abwürfen die Siegerrunde. Er konnte immerhin die fünf Weltcup-Punkte mitneh- men, auf die Georg von Stein als Wildcard- Starter verzichten musste. Nicht so stark wie vermutet zeigte sich Vize-Europameister Edouard Simonet aus Belgien, der vor Benja- min Aillaud aus Frankreich Fünfter wurde. Aillaud hatte beim Versorgen der Pferde im Stall einen schmerzhaften Bänderriss am lin- ken Knöchel erlitten, der im Krankenhaus behandelt werden musste. Verband und Schmerzen verhinderten ein besseres Ergeb- nis, das er sich von seinem neuen Gespann ausgewählter Arabo-Friesen erhofft hatte. Volle Anerkennung gab es für den von Wolf- gang Asendorf entworfenen Parcours, der auch im Finale unverändert blieb. Respekt hatten die Fahrer vor dem festen Wasserhin- dernis. Sie lobten den Parcourschef sehr da- für, dass er das an der Ausfahrt übliche Ke- gelpaar weggelassen hatte. „Das war optimal für den Sport, die Pferde, Fahrer und Zu- schauer, eine gute Mischung zwischen Schnelligkeit und technischer Anforderung“, fasste es Georg von Stein zusammen. Wolfgang Asendorf hatte vor der Ausarbei- tung seines Parcours auch Videos von In- door-Prüfungen in den Niederlanden ange- schaut, an denen einige der Stuttgarter Star- ter zuvor teilgenommen hatten. „Manche können schnell durch Kegelpaare fahren und tun sich in den festen Hindernissen schwer, bei anderen ist es umgekehrt. Ich betrachte es als meine Aufgabe, einen Par- cours zu entwerfen, der möglichst allen An- forderungen gerecht wird. Vor allen beim Auftakt zum Weltcup.“ Das ist ihm in Stutt- gart auch bei der Integration des Wasserhin- dernisses gelungen. Erstaunlich war, wie rasch sich alle Fahrer auf Asendorfs Par- cours einstellen konnten. Eberhard Platz Boyd Exell oben auf: Der Australier wird zum sechsten Mal German Master. Foto: Krenz Georg von Stein steigerte

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