REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Sonntag

Seite 32 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 19. November 2017 Nach Jahren mit Diskussionen über Rollkur und dem negativen Höhepunkt Totilas scheint die Wahrnehmung der Dressur wie- der positiver zu sein – wie sehen Sie das? Klaus Balkenhol: Seitdem die Deutschen in- ternational wieder so positiv mitwirken, ist das Bild in der Tat besser geworden. Die me- diale Wahrnehmung ist nicht mehr so ge- prägt von Rollkur und aggressivem Reiten. Berichten nur die Medien positiver oder se- hen Sie den Dressursport auch persönlich auf dem richtigen Weg? Ich nehme es durchaus auch selbst so auf. Die meisten Reiter sind heute pferdegerecht im Umgang mit ihrem Pferd. Die Reiter ha- ben ein anderes Bewusstsein für das Pferd, das Pferd steht jetzt viel mehr im Fokus… Derzeit wird wieder mal die Blutregel disku- tiert, die wieder geändert und etwas gelo- ckert werden sollte. Wie stehen Sie dazu? Also gelockert werden sollte sie auf keinen Fall. Blut gehört nicht in den Sport, egal in welcher Disziplin. Dieser Verantwortung darf sich auch kein Reiter und Ausbilder ent- ziehen. Natürlich muss man jeden einzelnen Fall abwägen und wenn sich ein Pferd zum Beispiel in der Prüfung stößt, ist es was an- deres, als wenn Blut durch den Reiter verur- sacht wird. Aber meistens kommt das Blut durch Einwirkung und das gehört nicht in die Prüfung. Da müssen wir auch weiterhin Strenge walten lassen. Wir haben gesehen, als die FEI im Zuge der Rollkur-Diskussionen das Low-Deep-Round eingeführt hat, dass auf einmal engeres Reiten geduldet wurde, obwohl wir ein Regelwerk haben, in dem es heißt, dass die Pferde an der Senkrechten gehen müssen. Reicht man den kleinen Fin- ger, wird die ganze Hand genommen. Aktuell gibt es eine große Anteilnahme für den dänischen Dressurrichter Leif Törnblad. Der hat in einem Magazin seine Sicht auf die niederländische Reitweise geäußert und wurde nun dafür von der FEI suspendiert. Ist das für Sie richtig? Darf ein Richter keine Meinung haben? Oder nur im Stillen? Ein Richter muss eine Meinung haben und er muss sie frei äußern können. Es ist seine Aufgabe, Missstände aufzudecken. Mit der Richterei beurteilt er ja auch, ob die Ausbil- dung eines Pferdes richtig verlaufen ist. Da darf dem Richter nicht ein Maulkorb aufer- legt werden. Vielleicht hätte Leif Törnblad andere Worte in seinem Interview wählen können, aber ich bin der Meinung, dass er mit seiner Beurteilung recht hat. Die Reiter müssen es sich auch mal gefallen lassen, scharf kritisiert zu werden. Ebenso wurde die letzten Wochen über das HiLo-Drop-Verfahren gestritten. Welches System befürworten Sie? Diese Frage kommt ja alle paar Jahre wieder. Es ist schon richtig, dass man immer mal wie- der überprüfen sollte, ob das aktuelle System das Beste ist, aber ich sehe mit Streichergeb- nissen eher die Gefahr, dass man ein Gleich- maß bekommt, das den Richtern nicht mehr die Möglichkeit gibt, frei zu entscheiden. Wenn man im Nacken den Druck verspürt, nur nicht Streichergebnis zu sein, ist das nicht gut. Ich bin zufrieden mit unserem Sys- tem, auch wenn es mal auseinanderdriftet. Wenn Sie die Chance hätten, etwas im Dres- sursport zu ändern, was wäre das? Ich würde mich für mehr Richterschulungen und einen intensiveren Austausch zwischen Richtern, Reitern und Trainern einsetzen, denn durch faires Richten wird gleichzeitig gute Reiterei und Ausbildung gefördert. Das Gespräch führte Monika Schaaf. „Den Richtern darf kein Maulkorb auferlegt werden!“ Dressurkoryphäe Klaus Balkenhol über die Entwicklungen im Dressursport Klaus Balkenhol bezieht – wie immer – klar Stellung. Foto: TOMsPic

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