REITERJOURNAL-EXTRA 2017 - Sonntag

S eine Augen strahlen. So etwas hat er noch nicht oft gesehen. Die Hanns-Mar- tin-Schleyer-Halle beeindruckt den Mann, der etwas bewegen will in seinem Heimatland. Doch mit Stolz kann Ismail Jila- oui sagen, er hat schon einiges geschafft. Vom Nobody in den internationalen Grand Prix-Sport, die Flagge Marokkos wird künf- tig auch im Dressursport in die Welt getra- gen. Die Wurzeln seines Vaters verbinden den 38-Jährigen mit dem Staat im Nordwes- ten Afrikas. Marokko, ein Land, in dem das Dressurreiten noch verrufen ist und völlig unbekannt. „Hier ist das alles ganz anders. In Marokko wird der Springsport gehypt. Doch für den Rest bleibt das Interesse aus“, erzählt der Dressurreiter, dem das Herzblut anzuse- hen ist, mit dem er eine Vision verfolgt. „Ich möchte meine Passion mit meinen Landsleu- ten teilen. Dem Sport im Viereck das Anse- hen verleihen, das er am Ende auch verdient hat.“ Dafür jettet der Familienvater zwischen seinem Wohnort, eine Stunde südlich von Lyon in Frankreich lie- gend, ein, zwei Mal im Monat hinüber auf den anderen Kontinent. Er unterrichtet, reitet und steht bei, um die Dyna- mik der Marokkaner zu nutzen und Säulen für die Dressur in diesem Land zu bauen. Als Co- Trainer greift er auch dem Springteam der Equipe mit der roten Fahne samt Stern unter die Arme, um bei der alltäglichen Dressurar- beit Abhilfe zu leisten. Zuhause war der ein- zige Grand Prix-Reiter Marokkos doch ei- gentlich im Busch. Die Vielseitigkeitsreiterei hatte es ihm angetan. Seine Ausbildung bei einem Dressurspezialisten brachte die Kehrt- wende. Von nun an brannte Jilaoui für die Disziplin mit den langen Bügeln. Und zuletzt verkaufte der weltof- fene Visionär seine Reitanlage, um sich ganz darauf zu konzent- rieren, im internationa- len Turnierzirkus mit- spielen zu können. Seine Wegbegleiterin soll dabei weiter die Bayernstute What A Feeling sein, die er drei- jährig in Verden erwarb. In Marokko geht’s nur selten aufs Turnier. Wenn dann auf ei- nem Leihpferd vor Ort, wie bei den Staats- meisterschaften der jüngsten Vergangen- heit. „Auf St.-Georg-Niveau ist dort aber Schluss“, erzählt er von dem Entwicklungs- stand dort. Das große Ziel steht für ihn längst fest: Die Weltmeisterschaften im kom- menden Jahr hat Ismail Jilaoui im Visier. Zwei Mal muss er dafür die 66-Prozent- Marke knacken. Ein Vorhaben, das er mit vielen Mitteln verfolgt. „Wir werden es schaf- fen – ich bin mir sicher!“ Doch was ihm wirk- lich etwas bedeutet, ist scheinbar noch viel größer. Es ist der Wunsch, bei Dressurnatio- nen irgendwann auch an Marokko zu den- ken. Und das für unmöglich Gehaltene sollte ja schon öfters dann gelingen, wenn da je- mand war, der es einfach machte. Florian Adam Einfach sympathisch: Ismail Jilaoui Mit What a feeling etabliert sich der Marokkaner im Grand Prix. Foto: Krenz Marokkos Flagge in die Welt tragen Ismail Jilaoui bringt den Dressursport auf den afrikanischen Kontinent – die WM ist das Ziel! Seite 38 Rei ter journal -Ext ra Sonntag, 19. November 2017 Foto: TOMsPic

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