Turnier-Zeitung 2018 - STUTTGART GERMAN MASTERS

Seite 8 TURNIER-ZEITUNG W er Weltmeister wird, hat es am Ende immer verdient. Aber so souverän, wie es die 29-jährige Simone Blum aus Zolling im Landkreis Freising in Bayern wurde – das hat Selten- heitswert. Mit der DSP-Stute Alice berührte Blum in Tryon in den USA bei den Weltreiterspie- len in fünf Runden nicht eine einzige Stange. Immer konzen- triert, immer fokussiert, immer auf der Spur – das war die stu- dierte Lehrerin für Biologie und Chemie genauso wie ihre an und für sich nervöse Fuchsstute. DSP Alice, eine Askari-Tochter, gilt als eines der besten Pferde der Welt. Millionenangebote wurden für die Ausnahmeathle- tin bereits gemacht, doch für die Amazone aus Bayern steht fest: „Alice wird bei uns alt.“ Liebe auf den ersten Blick sei es bei ihr und Alice gewesen, das habe von Anfang an gepasst. Hans Günter Goskowitz, jetzt Blum, denn kurz nach dem WM-Titel haben sich die beiden das Ja- Wort gegeben, hatte Alice sei- nerzeit entdeckt. 2014 kam sie in den Stall nach Bayern. Und seit- dem ging es stetig und bestän- dig nach oben für die beiden. Der erste große Coup gelang den beiden im vergangenen Jahr, als sie in Balve den Deut- schen-Meister-Titel in der Her- renkonkurrenz gewannen. Die Nominierung in den A-Kader folgte und Blum wurde als Re- servereiterin zur EM in Göteborg nominiert. Schon damals hätten sie einige im Team gesehen. Vor Ort gewann sie in den Rahmen- prüfungen den Großen Preis, drei Wochen später den Fünf- Sterne-Grand Prix von Lausanne. Und auch in der Hanns-Martin- Schleyer-Halle begeisterte die junge Amazone im vergange- nen Jahr bei den Stuttgart Ger- man Masters: Erst siegte sie mit ihrer Fuchsstute in der Qualifika- tion zum German Master und dann triumphierte sie am Frei- tagabend in dieser prestige- trächtigen Prüfung, in die es nur die Besten des Turniers schaffen. Am Sonntag im Weltcup-Sprin- gen folgte mit Rang vier eine weitere Top-Platzierung und ein würdiger Abschluss einer un- glaublichen Saison. Dann, im Frühjahr: Zittern. Alice hatte sich verletzt, ausgerechnet in der Vorbereitungszeit für die Weltreiterspiele. Doch Blum blieb ruhig. Gab ihrer Stute Zeit. Und kehrte im Juli mit einem Sieg im Großen Preis von Gel- derland zurück. Sie waren wie- der in der Spur, wenn auch et- was verspätet. Bundestrainer Otto Becker setzte trotzdem auf das Paar aus Bayern, ließ sie im Nationenpreis von Aachen star- ten – und wurde mit einem Sieg nach vielen Jahren belohnt. Keine Wünsche mehr o en Es war keine Frage: In diesem Jahr gab es um die Reiterin vom Gut Eichenhof, den Simone Blum mit ihrem Ehemann be- treibt, kein Vorbeikommen. Mit ihren fehlerfreien Runden in den USA verhalf sie der Mannschaft aufs Podest und zur Bronzeme- daille und krönte ihre eigene Karriere mit der erwähnten sen- sationellen Goldmedaille. Was neben der Souveränität beein- druckt: Simone Blum ist dieser Erfolg mit nur einem Pferd ge- lungen. Um in die Weltspitze, ja überhaupt das deutsche Team zu kommen, bedarf es gewöhn- lich einer Palette an Fünf-Ster- ne-Pferden, um ein Wörtchen mitreden zu können. Um über- haupt die Startplätze für die gro- ßen Turniere zu erhalten. Si- mone Blum und ihr Mann haben ein besonders gutes Manage- ment bewiesen und gezeigt, dass man ganz Großes auch mit nur einem Ausnahmepferd er- reichen kann. Stuttgart freut sich auf die sympathische Weltmeis- terin und ihre Stute DSP Alice. Monika Schaaf Simone Blum ist ganz oben angekommen: in der Weltspitze! Foto: Lafrentz

RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=