Turnier-Zeitung 2019 - STUTTGART GERMAN MASTERS
Isabell Werth: Die Erwartungshaltung an den deutschen Dressursport ist immer hoch. Aber es steht und fällt mit unseren Pferden! Gerade im nächsten Jahr mit nur drei Pferden und Rei- tern im Team bei den Spielen – ohne Streich ergebnis – kann wirklich alles passieren! Dorothee Schneider: Zunächst mal ist es na- türlich eine gute Ausgangsposition. Aber jeder muss erst mal abliefern, wenn‘s zählt. Daher ein gutes Gefühl, aber gebührender Respekt auch vor den ganzen anderen Nationen. Haben Sie die nächsten Olympischen Spiele, also Tokyo 2020, schon im Blick? Isabell Werth: Natürlich habe ich sie im Fern- blick! Jetzt gehen wir durch die Hallensaison, aber eine Idee für die Planung des nächsten Frühjahrs ist vermutlich nicht schädlich! Dorothee Schneider: Ich habe das nächste Championat immer im Blick. Eine gut gema- nagte Vorbereitung fängt nach dem letzten Championat, also Rotterdam, an. Spiele in Tokyo, kann das pferdegerecht sein? Isabell Werth: Wenn es menschengerecht ist, dann kann es auch pferdegerecht sein. Die Rahmenbedingungen scheinen derzeit opti- mal, die Klimabedingungen jedoch werden eine wirkliche Herausforderung. Dorothee Schneider: Warum nicht. Im nor- malen japanischen Klima leben auch westeu- ropäische Pferderassen und bringen beachtli- che Erfolge. Entscheidend sind für mich, das Pferd und mich auf das andere Klima vorzube- reiten, sowie die Bedingungen vor Ort. Sie sind dieses Jahr 50 Jahre alt geworden – ist diese Zahl für Sie wichtig? Isabell Werth: Ja, ist Halbzeit, aber wenn die nächsten 50 Jahre auf ihre Weise ähnlich span- nend werden, dann wird es zumindest nicht langweilig! Hauptsache gesund! Dorothee Schneider: Nein, die Zahl an sich spielt für mich keine Rolle. Ein Moment, für die vergangenen Jahre dankbar zu sein und mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. Sind Sie heute vielleicht sogar sportlich bes- ser als vor 20 Jahren? Isabell Werth: Nicht immer, aber häufig. Dorothee Schneider: Bin ich sicherlich. Vor 20 Jahren fehlten mir die Erfahrung im Spitzen- sport und das gute Pferd dafür. Denken Sie manchmal an ein Karriereende? Isabell Werth: Ja, aber ein paar Jahre halte ich schon noch durch! Wir haben gestern noch Schmidtis 60. Geburtstag gefeiert! Dorothee Schneider: Nein, überhaupt nicht. Für mich fühlt es sich immer noch sehr gut an. Ich sage zu meinem Mann immer: Bitte sage mir, wenn man mich auf dem Pferd nicht mehr so gut anschauen kann. Dann höre ich auf. Bis- her hat er es noch nicht gesagt und er ist ja bekannt für seine direkte Art. Isabell Werth, wie würden Sie Dorothee Schneider denn beschreiben? Isabell Werth: Dorothee ist eine exzellente Reiterin, sowohl als Ausbilderin als auch als Prü- fungsreiterin. Sie holt immer das Beste raus und lebt den Reitsport durch und durch. Wie würden Sie Isabell Werth beschreiben? Dorothee Schneider: Isabell ist eine Ausnah- mesportlerin, der es gelungen ist, sich jahr- zehntelang an der Spitze zu positionieren. Eine Kollegin, die sich für die Belange unseres Spor- tes einsetzt und auch unbequeme Themen anspricht. Eine gute Teamplayerin, die bessere Leistungen anderer respektieren kann. Zwei Rivalinnen auf Augenhöhe Mit Europameisterin Isabell Werth und Silber-Gewinnerin Dorothee Schneider werden die derzeit besten Dressur- reiter der Welt in der Schleyer-Halle aufeinander treffen. Vorab: Was verbindet Sie beide denn mit den Stuttgart German Masters? Isabell Werth: Eine mittlerweile über 20-jäh- rige freundschaftliche, auch emotionale, treue und respektvolle Verbindung zu diesem Tur- nier, zu dem Publikum, zu den Verantwortli- chen, insbesondere aber auch zur ganzen Stall- und Helfercrew im Hintergrund! Dorothee Schneider: Für mich ist Stuttgart das Indoor-Aachen. Tolles Ambiente, ausver- kaufte Hallen, fachkundiges Publikum, sehr gute Bedingungen und professionelles Ma- nagement. Aber auch der Otto-Lörke-Preis für junge Grand Prix-Pferde bzw. der Piaff-För derpreis für die U25-Reiterinnen und Reiter. Welche Pferde werden Sie reiten? Isabell Werth: Weihegold und Emilio. Dorothee Schneider: Voraussichtlich Sammy Davis Jr. und Faustus in der Vier-Sterne-Tour. Wie sind die Pläne für Bella und Showtime? Isabell Werth: Bella hat jetzt Pause, im nächs- ten Jahr geht es über einen Monat früher los. Die erste Championats-Qualifikation, die Deut- sche Meisterschaft, ist bereits Anfang Mai. Dorothee Schneider: Er hat in diesem Jahr mehr erreicht als ich erträumt und andere er- wartet haben. Er hat Winterpause. Im Moment ist Deutschland im Dressursport weit überlegen, gibt das ein gutes Gefühl oder doch eher etwas Druck? Fotos: TOMsPic 37
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