Turnier-Zeitung 52 Du hast in dieser Saison sowohl im Vielseitigkeits- als auch im Springsattel zahlreiche Erfolge verbuchen können. Was gehört rückblickend zu deinen persönlichen Highlights? Auf jeden Fall der Fünf-Sterne-Sieg in Kentucky. Es ist immer ein Erlebnis, dort zu reiten, und ein wunderschönes Turnier. Auch fischerChipmunk ist bei seiner ersten Prüfung auf diesem Niveau in allen drei Teilprüfungen unglaublich gut gegangen und ich war und bin absolut begeistert von ihm. Trotz allem gehört natürlich auch Team-Gold bei der Vielseitigkeitsweltmeisterschaft in Pratoni del Vivaro zu meinen Highlights. Stichwort Weltmeisterschaft: Darauf lag dein Fokus und du konntest „Die Atmosphäre in der Schleyer-Halle ist einmalig“ dich über Team-Gold freuen. In der Einzelwertung lief es allerdings, nach fulminanten Starts in Dressur und Gelände, im abschließenden Springen nicht wie erhofft und es wurde keine Platzierung in den MedaillenRängen. Wie gehst du mit solchen Situationen um? Ganz klar war das erst mal eine große Enttäuschung. Aber ich versuche mich immer recht schnell wieder mit den vielen positiven Dingen zu motivieren, und in erster Linie ist es wichtig, dass Chip fit und gesund daheim angekommen ist. Dann geht das Training weiter und ich schaue wieder nach vorn. Mir ist einfach bewusst, dass wir Lebewesen als Sportpartner haben und es trotz bester Vorbereitung nicht immer nach Plan verläuft. Das ist etwas, das man in unserem Sport sehr früh lernen muss: Es gibt Höhenflüge, bei denen du denkst, du könntest dich rückwärts aufs Pferd setzen und es würde trotzdem alles perfekt funktionieren, aber es gibt eben auch Rückschläge. Was mir auch hilft, mit solchen Momenten klarzukommen, ist, auf das zurückzublicken, was ich gemeinsam mit den verschiedensten Pferden schon erreicht habe. Deine Reitanlage liegt nur wenige Kilometer entfernt von der Hanns-Martin-SchleyerHalle, was das Turnier seit vielen Jahren zu einem willkommenen Heimspiel für dich macht. Was schätzt du darüber hinaus an der Veranstaltung? Die Atmosphäre in der Schleyer-Halle ist einmalig. Die Halle, die Zuschauer und die Fans sorgen bei mir nach wie vor für ein GänsehautFeeling, wenn der Vorhang aufgeht und ich durch die Schleuse nach oben reite. Das gibt es in dieser Form sicher nicht überall. Es ist einfach ein tolles Turnier mit einer tollen Kulisse. Darüber hinaus ist es schön, hier viele Bekannte und Freunde zu treffen. Mit welchen Pferden bist du in diesem Jahr angereist und was zeichnet diese aus? In den Springprüfungen setze ich auf fischerChelsea und Chuck Chai. Chelsea ist für den Parcours mein absolutes Top-Pferd und in einer super Form. Das Indoor-Derby werde ich mit Kilcandra Ocean Power reiten. Für diese spezielle Art der Prüfung braucht man das richtige Pferd und bei Kilcandra Ocean Power passt das: Er springt gut, macht imGelände alles und ist sehr wendig. Positiv für seine weitere Entwicklung ist es, dass er beim Indoor-Derby Erfahrungen sammeln kann – die Pferde lernen hier viel. Was hast du dir für die Stuttgart German Masters 2022 ganz besonders vorgenommen und wie sehen deine Pläne für die kommende Saison aus? Los geht es mit dem Indoor-Derby. Hier freue ich mich einfach auf eine schöne Runde und Spaß vor vollem Haus. Danach schauen wir mal, was wir im Springen erreichen können – das lasse ich auf mich zukommen. Für die nächste Saison habe ich noch keine ganz konkreten Pläne. Es wird auf jeden Fall spannend, auch im Hinblick auf meine jungen Pferde, die dann eine Klasse höher gehen. Nicht zu vergessen ist das kommende Jahr außerdem bereits als Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Paris 2024. Das Interview führte Sabine Wentsch. Michael Jung sprang mit fischerChipmunk zu Team-Gold. Reitmeister und Multi-Champion Michael Jung über Höhenflüge, Tiefschläge, kommende Ziele und die Besonderheiten der Stuttgart German Masters. Foto: Lafrentz
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