REITERJOURNAL-EXTRA 2023 - Donnerstag

Seite 32 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 16. November 2023 Die quietschende Prinzessin Klein, aber oho – der Ponyhengst Steendieks Derrick hat sich nach einem schlimmen Unfall zurückgekämpft und mauserte sich zum IWEST Dressur-Cup-Finalisten. Es war Frühjahr 2020, als Ann-Cathrin Rieg ihren Ponyhengst Steendieks Derrick aus der Führmaschine holte und er kaum noch laufen konnte. Damals hätte sie es niemals für möglich gehalten, dass nur zwei Jahre später ein mehrfacher S-Sieger vor ihr stehen würde. Der Ponyhengst hatte sich nicht nur verzogen, sondern in der Klinik folgte die Schockdiagnose: Brüche von sechs Dornfortsätzen, zwei davon um 180 Grad gedreht. „Ich war mir sicher, dass es das sportliche Aus für ihn ist“, beschreibt Ann-Cathrin Rieg diese schwierige Zeit. Derrick ist ein wahres Stehaufmännchen. „Jeder andere wäre irgendwann durchgedreht, doch Derrick blieb in den fünf Monaten Boxenruhe bis zum Schluss total brav“, blickt Ann-Cathrin Rieg gerührt zurück. Zwei Wochen vor Weihnachten 2020 war es dann endlich soweit und sie durften mit dem Antrainieren beginnen. Nachdem es beim ersten Reiten super klappte, folgte ein Auf und Ab der Gefühle. Doch die Tierärzte waren sich sicher, dass Derrick mit viel Zeit und einem behutsamen Aufbau wieder werden würde. Wie es sich für ein Stehaufmännchen gehört, meldete sich Derrick nach dem Unfall prompt mit einem Sieg in einer Dressurpferde L zurück. Dort beeindruckte er mit seiner Qualität, Gelassenheit und natürlich mit seinem Aussehen. Dies sind auch genau die Punkte die Ann-Cathrin von Anfang an ihm faszinierten. Die Ponyausbilderin war im Sommer 2019 eigentlich auf der Suche nach drei- und vierjährigen Ponys. Die Züchterin von Derrick, Wenke Kraus, bot ihr eher zufällig den damals fünfjährigen Ponyhengst an. Das Ausprobieren klappte sehr gut, dennoch entschied sich die Familie Rieg gegen ihn. Nach Derricks Finalauftritt beim Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurponys sowie einigen Überredungskünsten bei Ann-Cathrin Riegs Vater kam es schließlich zu einem weiteren Probereiten. Am 31. Dezember 2019 zog Steendieks Derrick dann bei Riegs ein. So schön diese Kennenlerngeschichte ist, umso schwieriger gestaltete sich die Anfangszeit. Der junge Herr war durchaus übermütig. „Er möchte Spaßprogramm, also regelmäßig auf die Wiese und sich wirklich austoben“, beschreibt Rieg ihr Geheimrezept für Derricks Übermut. Dabei geht ohne das für Derrick typische Quietschen nichts. Eine weitere Eigenart des heute neunjährigen Hengstes ist, dass er es hasst, geduscht zu werden, und wenn er keine Lust mehr hat, wird er ungeduldig. Steendieks Derrick ist sich bewusst, dass er bildhübsch ist und möchte sich am liebsten der ganzen Welt präsentieren. Nach Ann-Cathrin Riegs Beschreibung sei er eine Kombination aus einem Macho und einer Prinzessin. Eine Prinzessin, die man auf dem roten Teppich tragen müsse. Neben diesen Eigenarten gibt es natürlich eine ganze Reihe von Stärken. So sind das seine absolute Verlässlichkeit und Gelassenheit, wobei er ein „kleiner“ Workaholiker sei. Denn Pausen mag Derrick so gar nicht, weshalb ihm die 23-Jährige als „Zeitvertreib“ immer mehr M- und S-Lektionen beibrachte. Es ging immer weiter, von einem S-Sieg zum nächsten und sogar zum Goldenen Reitabzeichen für Ann-Cathrin Rieg. Die Finalteilnahme beim IWEST Dressur-Cup bildet ein weiteres Highlight der gemeinsamen Karriere. „Ich hätte gedacht, dass er mit der besonderen Atmosphäre mehr Probleme hat. Derrick fand es aber eher richtig cool, er ist eben ein kleiner Angeber“, beschreibt die stolze Reiterin ihren dritten Platz in der Stuttgarter Auftaktprüfung. Doch Podestplatz hin oder her, über allem steht sowieso eins: die Gesundheit. Denn diese wissen beide wirklich zu schätzen. Mittlerweile sind Ann-Cathrin Rieg und ihr Ponyhengst Steendieks Derrick ein unschlagbares Team. Fotos: TOMsPic

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