Turnier-Zeitung selbst reite einfach intuitiv nach Gefühl. Ich überlege nicht so viel, was ich da tue. Manche denken auch, ich sei schlecht drauf, weil ich während des Reitens oft gar nicht ansprechbar bin. Dabei bin ich nur wie in einer anderen Welt mit meinem Pferd. Wir kommunizieren miteinander und sind auf uns konzentriert. Wenn ich aufsteige, dann nicht, um etwas Bestimmtes zu erreichen. Sondern um gemeinsam mit dem Pferd zu arbeiten, die Verbindung zu vertiefen und Zeit zusammen zu verbringen. Ich genieße einfach die Zeit mit dem Pferd und trainiere, ohne viel zu überlegen. Was ist ein No-Go im täglichen Training? Böse zu werden mit dem Pferd. Es ist nicht immer einfach, seinen Frust nicht einfach rauszulassen, wenn es mal nicht klappt. Wir sollten uns immer fragen, warum die Fehler passieren, was das Pferd nicht verstanden hat. Im täglichen Training breche ich das Training auch ab, wenn ich merke, es klappt an diesem Tag einfach nicht. Lieber versuche ich es am nächsten Tag noch einmal. Das bringt viel mehr, als etwas erzwingen zu wollen. Haben Sie sportliche Vorbilder? Ich bin ein großer Sportfan, aufgewachsen mit dem großen Idol Michael Jordan, mit Roger Federer, Rafael Nadal. Ich schaue gerne andere Sportarten, versuche aber nicht, mich mit den Sportlern zu identifizieren. Auch Ludger Beerbaum und John Whitaker waren für mich immer große Vorbilder. Sie haben mich motiviert und als ich klein war, habe ich zu ihnen aufgeschaut. Aber ich möchte trotzdem meinen eigenen Weg gehen. Gibt es ein Pferd, dass Sie gerne einmal reiten würden? Ich sehe das Pferd immer als Einheit mit seinem Reiter. Man gewinnt oder verliert zusammen. Milton gehört für mich zu John Whitaker, Jappeloup zu Pierre Durand und Shutterfly zu Meredith Michaels-Beerbaum. Das sind alles tolle Pferde aber sie gehören für mich untrennbar zu ihren Reitern. Viele Reiter haben noch nicht einmal den Erfolg gefeiert, da ist das Pferd schon verkauft. Im Hinblick auf Olympia, wie unverkäuflich ist Dynamix? Sie ist nicht zu verkaufen. Ich bin sehr gut befreundet mit den Besitzern. Ich habe Sabina (die Besitzerin) letztes Jahr gefragt, wie ruhig ich schlafen kann oder ob ich Angst haben muss, dass die Stute verkauft wird. Aber sie hat mir garantiert, dass ich tief und fest schlafen kann (lacht). Sind sind für den FEI Award als Best Athlete ausgezeichnet, Ihre Pflegerin Emma als bester Groom. Was wären Sie ohne sie? Ich habe das Glück eine eigene Anlage zu betreiben, aber ich brauche dort natürlich Menschen, die mich unterstützen und die gleiche Philosophie vertreten wie ich. Emma ist inzwischen über zehn Jahre bei mir und sie ist die beste Freundin für meine Pferde. Auch Sabina, Dynamix’ Besitzerin sagt, Emma sei die beste „Mutter“, die sich Dynamix nur wünschen kann. Welche Pferde bringen Sie mit nach Stuttgart zu den German Masters? Auf jeden Fall Pferde, mit denen ich eine gute Chance habe, German Master zu werden. Und Dynamix wird im Weltcup an den Start gehen. Parallel zu Stuttgart findet in Prag die Global Tour statt. Dort sind die Gewinngelder deutlich höher. Die Serie wird jedoch oft kritisiert, dass sie nichts mit dem normalen Turniersport zu tun hat… Ich bin mit Weltcup-Prüfungen und Nationenpreisen groß geworden, dort ist der Sport meiner Meinung nach am fairsten. Ich möchte dazu beitragen, einen besseren Sport an die nächste Generation weiterzugeben, deshalb fahre ich zu Turnieren wie den Stuttgarter German Masters. Dort ist das beste Publikum, es macht ammeisten Spaß, auf solchen Turnieren zu reiten. Darauf würde ich für kein Geld der Welt verzichten. 2024 stehen die Olympischen Spiele in Paris an. Glauben Sie mit Dynamix lässt sich Ihr Erfolg von 2012 wiederholen? Ich glaube, wir müssen uns nicht verstecken. Dynamix hat die Möglichkeit, eine Medaille zu gewinnen. Es ist noch ein langer Weg und wir müssen gesund bleiben. Ich kann vieles beeinflussen aber nicht alles. Etwas Glück gehört natürlich dazu. Die Motivation ist groß und die ganze Reiterszene weiß, dass Dynamix dazu in der Lage ist, eine Medaille zu gewinnen. Die Schweiz hat die Qualifikation für Olympia erreicht. Eine Team-Medaille fehlt noch. Eine Medaille mit dem Team wäre natürlich phantastisch. Bisher habe ich nur eine Einzelmedaille. Doch die neue Regelung mit nur drei Reitern in einem Team macht es schwieriger, weil das Streichergebnis fehlt. Aber wir werden alles daransetzen, dass es klappt. Welchen Tippmöchten Sie jungen Reiternmit auf den Weg geben? In erster Linie, das Pferd zu lieben. Der Reitsport ist nicht wie eine andere Sportart, bei der man das Sportgerät in die Garage legen kann. Bei uns steht das Pferd das ganze Jahr jeden Tag imMittelpunkt und wenn man die Pferde nicht liebt, wird man irgendwann keine Lust mehr haben. Pferde sind so liebe Tiere, dass sie alles mitmachen und immer alles geben. Deshalb sollte man sich täglich in das Pferd hineinversetzen und sich fragen, was es braucht, um sich wohlzufühlen. Das Interview führte Maria Jürgens. Auf diese Stute schaut die Welt: Dynamix de Belheme Foto: Lafrentz
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