Seite 18 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 15. November 2024 „Bin richtig in ein Loch gefallen“ Hans-Dieter Dreher über die wechselhafte Saison, seine Ziele und die Karriere seines Sohnes Ben Hans-Dieter Dreher, die Saison 2024 war eine mit Höhen und Tiefen, was überwiegt bei Ihnen im Rückblick? Vor allem diese Wechselhaftigkeit in der Saison, das war schwer zu verkraften. Elysium und ich sind ja mit einem fünften Platz im Weltcup-Finale gestartet und hatten große Hoffnungen auf eine Olympia-Nominierung. Aber dann kam es anders. Als bekannt wurde, dass Sie keine Chance auf einen Start bei den Olympischen Spielen bekommen würden, haben Sie aus Ihrer Enttäuschung keinen Hehl gemacht, wie war das damals – aus der Distanz von heute betrachtet? Es war eine riesige Enttäuschung. Jeder weiß ja, dass Olympische Spiele für mich ein Lebensziel sind. Und wir waren so nah dran. Ich bin tatsächlich auch in ein Loch gefallen, es ging mir gar nicht gut, körperlich und mental, mehrere Wochen lang. Was ist aus Ihrer Sicht damals schiefgelaufen, sind Fehler passiert oder war es einfach Pech? Darüber habe ich mir natürlich auch viele Gedanken gemacht. Aber ich habe keine Antwort gefunden. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Elysium hat nie gehustet, hatte nie Nasenausfluss. Es gab keinerlei Anzeichen auf eine Infektion. Er war einfach nur schlapp, damit hat er uns gezeigt, dass es ihm nicht gut geht. Das war Pech. Wie ist er wieder fit geworden? Wir haben ihm dann Zeit gegeben, er hat Medikamente bekommen. Wir haben inhaliert und gespült, was man halt so macht. Drei Wochen lang hat er bei Christel Auer in Singen am Hohentwiel in der Klinik eine Salztherapie bekommen, das hat viel geholfen. Aber es hat einfach lange gedauert, fast vier Monate. Aber jetzt ist er wieder fit, wir haben ja schon in Helsinki Weltcup-Punkte sammeln können, und ich hoffe, das klappt am Sonntag hier in Stuttgart auch. Er ist jedenfalls top in Form. Also ist das Weltcup-Finale Anfang April 2025 das nächste wichtige Ziel? Ja, ganz klar, vor allem in Basel. Das ist ja ein Heimspiel für mich. Ich könnte zu Hause satteln und hinreiten. In den nächsten Wochen wollen wir noch weitere Punkte sammeln. Meine nächsten Stationen sind Mailand, London und Basel im Januar. Es ist jetzt zwölf Jahre her, dass Sie hier in Stuttgart mit Embassy den Großen Preis gewonnen haben. Läuft da noch ein Film ab, wenn Sie an Sonntag in die Bahn reiten? Aber absolut, das werde ich nie vergessen. Embassy auch nicht. Wie geht es ihm? Er bekommt mit 23 Jahren sein Gnadenbrot bei seinen Besitzern, der Familie Galmbachert. Es geht ihm sehr gut. Tobias Galmbacher scherzt manchmal, ich sollte kommen, ihn aufladen und aufs Turnier fahren. Wie geht es Ihnen körperlich? Vor drei Jahren hatten Sie bekanntlich eine Bandscheiben-OP. Erstaunlicherweise sehr gut. Ich habe keinerlei Einschränkungen oder Schmerzen. Ich fühle mich topfit. Treiben Sie zur Gesunderhaltung eigentlich Ausgleichssport? Ein bisschen Gymnastik, aber ich übertreibe es nicht (schmunzelt). In meinem Alter muss man ein bisschen was tun. Sie sind jetzt 52 Jahre alt, sind Olympische Spiele weiterhin ein Ziel für Sie? Ja klar, sie sind ja alle vier Jahre, oder? Sie waren auch ein bisschen über die Bundestrainer-Entscheidung enttäuscht, haben Sie sich mit Otto Becker ausgesprochen? Ja, das haben wir. Das Thema ist abgehakt. Sie reiten die Pferde der Familie Aregger, wie würden Sie das Verhältnis zu Simone und Peter Aregger beschreiben? Sie sind mehr als Sponsoren, wir sind eine große Familie. Simone Aregger hat jetzt sogar extra einen Lkw-Führerschein gemacht, damit sie den Transporter aufs Turnier fahren kann, um mich zu begleiten und zu entlasten. Peter Aregger hat auch einen Lkw-Führerschein. Wo sieht man das noch, dass die Pferdebesitzer ihre Pferde selbst aufs Turnier fahren? Sie reiten Pferde im Schweizer Besitz, Sie wohnen in Sichtweite zur Schweizer Grenze, war es mal ein Thema, für die Schweiz zu starten – oder ist es nach diesem Jahr wieder eins? Nein, das ist kein Thema mehr. Dazu bin ich jetzt zu alt, weil man ja zwei Jahre die Staatsbürgerschaft haben muss, bevor man ein Championat reiten kann. Aber ja, ich wurde schon gefragt. Und ich habe auch darüber nachgedacht. Ihr Sohn Ben reitet mit 16 Jahren schon sehr erfolgreich, wann wird er zum ersten Mal in der Schleyer-Halle starten? Er hätte dieses Jahr sicher im Finale des Nürnberger Burg-Pokals mitreiten können, aber diese Serie hat leider nicht so in unsere Turnierplanung gepasst. Er reitet ja schon S-Springen und hat mit unserem Prinz auch schon S-Springen gewonnen. Sein Ziel ist eine Teilnahme am BW-Bank-Cup. Ben schließt im nächsten Jahr die Schule ab, er will Berufsreiter werden. Was sagt der Papa dazu? Er wird das auch. Die Frage ist wann. Er will direkt nach der Schule gleich eine Berufsreiter-Ausbildung anfangen. Aber ich hätte gerne, dass er vorher noch etwas anderes lernt. Das entscheidet bei uns der Familienrat in den nächsten Wochen. Das Interview führte Roland Kern. Foto: Lafrentz
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