Freitag, 15. November 2024 Rei ter journal -Ext ra Seite 33 Beispiel genügend Wasser zur Verfügung steht oder ob das Pferd auf einer sauberen Einstreu stehen kann. Zehn Stewards sind beim Stuttgart German Masters im Einsatz; sie sind die Hüter des FEI-Regelwerks, zu denen auch die Tierschutz-Vorschriften gehören. Katharina von Stetten ist die Chef-Steward für die Disziplin Dressur. Ihr Arbeitsplatz ist an diesen Tagen hauptsächlich der Einritt in die große Arena. Das ist eine Stuttgarter Besonderheit, erklärt sie. Normalerweise finden die Pferdekontrollen auf dem Abreiteplatz statt; aber hier ist der Weg zwischen der Porsche-Arena und der Schleyer-Halle zu weit. Sie prüft alle Pferde auf Unversehrtheit, die Korrektheit der Ausrüstung (wie der Zäumung) und sorgt auch noch für ein zügiges Ein- und Ausreiten. Das ist vor allem ihr Job während der Dressurprüfungen am Vormittag, nachmittags wechselt sie meistens als Aufsicht in die Abreitehalle. „Wir sind hier ein wirklich gutes Team“, beschreibt sie. Man kennt sich, trifft sich auf den großen Turnierplätzen. Katharina von Stetten ist beispielsweise schon lange auch auf dem Mannheime r Ma ima r k t Chef-Steward für die Dressur, in Aachen im Team der Stewards. Um als Chef-Steward eingesetzt zu werden, braucht sie das Level drei der FEI-Stewards, das höchste. Das Einstiegslevel ist eins, dann folgt Level zwei. Dazwischen liegen jeweils drei Jahre und mehrere Fortbildungen – alle auf Englisch, einmal im Jahr in Präsenz. Wer aus Deutschland eine FEI-Steward-Laufbahn ergreifen will, muss eine nationale FN-Richterprüfung bestanden haben. Katharina von Stetten hat die Richterqualifikation in der Dressur bis zum Grand Prix. Rund 30 Wochenenden im Jahr ist sie unterwegs, als Dressurrichterin oder Steward. Und das nebenher; im richtigen Leben ist sie bei einem mittelständischen Unternehmen der Automobilindustrie im Nordschwarzwald für die Vergabe externer Leistungen zuständig. Dabei ist die Turniertätigkeit ein Ehrenamt, das nur mit einer Aufwandsentschädigung belohnt wird. „Wenn ich den Stundenlohn berechne, liege ich unter Mindestlohn“, schmunzelt sie. Fürs Geld macht man den Job nicht. 2007 hat sie mit der Steward-Tätigkeit begonnen. In diesem Jahr war sie als Richterin bei der Nachwuchs-Europameisterschaft in Nußloch bei Heidelberg eingeteilt. Da lernte sie erstmals FEI-Stewards kennen, vor allem den FN-Mitarbeiter Hansi Wallmeier, der viele jüngere Richter und Stewards herangezogen hat. Er sprach sie an, ob sie sich den Einstieg vorstellen könnte. Sie fand das interessant. Schon im nächsten Winter legte sie ihre erste Prüfung ab, das ist jetzt 16 Jahre her. Die baden-württembergischen Steward-Urgesteine Peter Bort, Helmut Hartmann und Reitmeister KarlHeinz Streng nahmen sie anfangs an die Hand. Drei weitere Nachwuchs-Europameisterschaften hat die heute 61-jährige Dressurexpertin bislang betreut, weitere wichtige Veranstaltungen wie die Nationenpreise auf dem Mannheimer Maimarkt. Gerne will sie auch bei den Weltmeisterschaften 2026 in Aachen eingesetzt werden. Katharina von Stetten gibt schmunzelnd zu, dass es ihr durchaus Spaß bereitet, Regelwerke zu lesen. Vor jedem Turnier und jeder Prüfung studiert sie die Ausschreibung, um zu wissen, welche Paragrafen gelten. Sie weiß auch, dass ihre Aufgabe vor dem Hintergrund einer wachsenden Schar von Reitsport-Kritikern immer wichtiger wird. Da ist es wichtig, ein gut funktionierendes und transparentes Kontrollsystem vorweisen zu können. Dennoch sieht sie sich nicht als Aufpasserin. „Wir machen das für die Reiter und für die Pferde, nicht gegen sie“, betont sie. Die Reiter seien auch ganz weitgehend aufgeschlossen und kooperativ, auch wenn die Stewards die Sportler meistens gerade in höchster Anspannung treffen. Sanktionen kann der Steward auch ergreifen, eine Disqualifikation allerdings nur in Absprache mit der Jury. „Aber das kommt erfreulicherweise ganz selten vor“, beschreibt die Frau, die den Finger in die Wunde legt. Roland Kern Alles im Blick: Katharina von Stetten aus dem Team der FEI-Stewards in der Schleyer-Halle
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