Seite 36 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 15. November 2024 Herausgeber: Hugo Matthaes Verlag: Matthaes Medien GmbH & Co. KG Motorstraße 38, 70499 Stuttgart, Tel. (0711) 806082-0, Fax (0711) 806082-50 E-Mail: reiterjournal@matthaesmedien.de, Internet: www.reiterjournal.com Redaktion: Mona-Sophie Wieland (Leitung), Laura Bräuninger, Nele Marie Hörster, Leonie Wolff, Roland Kern, Dr. Eberhard Platz, Sabine Wentsch Herstellung: Susanne Stöckl (Leitung), Stefanie Maurer, Susanne Dornes Anzeigenverkauf: Leonie Kögler, Britta Lenßen-Plenkers, Maren Obendland, Francis Leonie Zischka Druck: Senner Druckhaus GmbH, Nürtingen Erscheinungsweise: tägl. 14., 15., 16., 17. November 2024 Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt oder nicht durch den Verlag verursachten Störungen im Betriebsablauf besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart. „Reiterjournal-extra“ wird kostenlos an die Besucher des Reitturniers in der Schleyer-Halle verteilt. Als ePaper auch online zu lesen auf www.reiterjournal.com Impressum Liebes Stuttgarter Publikum, vielleicht haben Sie verfolgt, dass ich mich in den zurückliegenden Wochen im öffentlichen Diskurs durchaus auch zur Verbandspolitik unserer FN geäußert habe. Ich durfte als Teil der Findungskommission an der Auswahl der Kandidaten zum Präsidenten mitwirken und ich bin davon überzeugt, dass mit Prof. Dr. Martin Richenhagen die richtige Person nominiert worden ist. Wir dürfen uns nicht länger mit uns selbst beschäftigen, sondern müssen über den Tellerrand hinausschauen. Das Finanzproblem unseres Verbandes ist ein gravierendes Thema, das es dringend aufzuarbeiten gilt. Wir brauchen eine grundlegende Neustrukturierung und einen Verband, der eine Strategie und eine Vision hat. Ein Konzept, das die Probleme definiert, Lösungsansätze bietet und umsetzt. Dazu brauchen wir auch Persönlichkeiten, Visionäre, die den Sport über die Grenzen hinweg entwickeln und vernetzen können. Die Gesellschaft hat sich gerade im Bezug auf den Reitsport sehr verändert. Die Reiterei darf bei diesem Veränderungsprozess nicht den Anschluss verlieren. Die Zukunft beginnt an der Basis. Früher hatten die Bauern am Ort Pferde, und die Kinder kamen ganz natürlich in den Kontakt mit den Tieren. Sie lernten, die Pferde zu verstehen, ihr Verhalten und ihre Bedürfnisse einzuordnen. Diese Zeiten sind vorbei. Die Pferde kommen heute nicht mehr zu den Menschen; wir müssen die Menschen zu den Pferden bringen! Ich beobachte an vielen Orten, dass sogar ein struktureller Neuaufbau von ganz unten nötig sein wird. Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass Menschen, vor allem Kinder, die gerne reiten wollen, gar keinen Zugang zum Pferd bekommen. Das darf nicht sein! In anderen Ländern wird zum Beispiel Reitenlernen im Sportunterricht an der Schule angeboten. Das ist eine sehr gute Idee. Wir haben zu wenige Schulpferde, zu wenige Schulbetriebe, zu wenige gute Reitlehrerinnen und Reitlehrer an der Basis. Dabei wären diese Angebote doch heute umso wichtiger: Wir müssen die Rolle des Pferdes wieder bewusst machen, historisch und kulturell, medizinisch und politisch. Wir müssen auch an die Züchter denken, sie sind die Bewahrer dieser Kultur. Ohne Züchter keine Pferde. Hier ist eine bessere Struktur erforderlich – nach innen und nach außen. Für diese ganzen Prozesse brauchen wir wieder eine bessere Kommunikation mit Wirtschaft und Politik, um den Reitsport gesellschaftlich, aber auch finanziell zu stärken. Die Reitervereine und Basis-Reitbetriebe müssen deutlich mehr gefördert werden, um sich von innen heraus stärken zu können. Das gesellschaftlich so wichtige Ehrenamt braucht mentale Wertschätzung und gute Arbeitsbedingungen. Es braucht aber auch eine Verankerung in den Turniersport hinein, also Einstiegsturniere und die Hilfestellung dazu. Wir reden in unserem Sport ja viel von „Social License“, also der gesellschaftlichen Akzeptanz des Reitsports. Diese kann aber natürlich nur geschaffen werden, wenn der Reitsport in weiten Teilen der Gesellschaft auch stattfindet und verstanden wird. Wir brauchen einen leichteren Zugang zum Pferd, zum Pferdesport, zum Turnier – wir brauchen wieder mehr Reiterinnen und Reiter, die das Besondere an diesem Sport spüren und beurteilen können. Es gibt also viele Aufgaben für die neue FN-Führung, es geht tatsächlich um nicht weniger als die Erhaltung unseres Sports durch Entwicklung. Wenn wir an der Basis wieder mehr Grundlagen des Pferdeverstandes und der Fachkenntnis geschaffen haben, können wir auch wieder fachgerechter über das angemessene sportliche Training unserer Pferde reden. Dazu morgen mehr an dieser Stelle, ich freue mich auf Sie! Ihre Isabell Werth Foto: TOMsPic
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