Reiterjournal Extra 2024 - Samstag

Seite 30 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 16. November 2024 Boyd Exell ist DER Vierspänner-Großpferde-Fahrer. Ihn kennt selbst der Pferdemensch, der sonst nichts mit dem Fahrsport zu tun hat – und das zurecht. Der 52-jährige gebürtige Australier ist seit 2010 in 218 Prüfungen gestartet und konnte von diesen 163 gewinnen. Diese überwältigenden Zahlen ziehen sich durch die Statistiken durch. Er steht klar auf Rang eins der Weltrangliste der Vierspänner-Fahrer. Schnell ist klar: Boyd Exell ist die Extraklasse im großen Fahrsport. Wie es bei dem erfolgreichsten Vierspänner-Fahrer in den eigenen vier Wänden abläuft und ob bei so viel Training überhaupt noch Freizeit bleibt? Der Tag im Stall des weltbesten Vierspänner-Kutschfahrers startet üblicherweise um 7.30 Uhr. Das Pfleger-Team kümmert sich zunächst um die Versorgung der Pferde und um den Stall. Dafür brauchen sie regulär zwei Stunden und bereiten das erste Gespann für Boyd vor, wenn er dann zum Training gegen 9 Uhr in den Stall kommt. Von dort an geht es hintereinander weg. Primär werden die Pferde vier-, zwei- oder auch einspännig gefahren. Nicht einmal zum Mittag wird eine Pause gemacht. Boyds Frau oder sein Sohn bringen stattdessen Sandwiches in den Stall. Dadurch schaffen Boyd und sein XL-Weltspitze-Fahrsport zu Hause 30 bis 40 Pferde am Tag zu trainieren ist möglich. Boyd Exell erklärt, wie er das schafft. Team es, am Tag beachtliche 30 bis 40 Pferde zu trainieren. Dabei macht Exell es abhängig von seiner eigenen Konzentration, wie und wo er die Pferde fährt. Wenn er voll fokussiert ist, nutzt er dies gern für intensive Trainingseinheiten. Nach einer langen Reise freut er sich aber auch über eine entspannende Fahrt in den Wald. Grundsätzlich wird den Pferden viel Abwechslung geboten. Wenn Exell an Wochenenden zu Lehrgängen nach Norwegen, Amerika, Frankreich oder nach Australien fliegt, wissen seine Pflegerinnen Emma und Veronica bestens Bescheid, wie sie die Pferde alternativ bewegen: reiten, longieren oder auch selbst einspännig Kutsche fahren. Ansonsten haben die Pferde natürlich auch Pause. Exell hat hierfür ein etwas anderes System. Seinem Weltmeisterschafts-Gespann hat er beispielsweise nach dem letzBoyd Exell führt die Weltrangliste an. ten Start im September hinten die Hufeisen abgenommen und sie gemeinsam auf eine Weide gestellt. Nun stehen sie bis Februar draußen. Zunächst mit Decke, damit sie sich akklimatisieren können und natürlich mit Zufütterung, damit sie die benötigten Vitamine für gute Hufe und die Kondition aufnehmen können. Aber ansonsten haben sie während der wohlverdienten Pause einfach frei – „full holiday“, wie Boyd es nennt. Während der Saison ist er etwas vorsichtiger mit dem Rausstellen. Beim mehrspännigen Kutsche fahren hat es immer Auswirkungen auf alle Teile des Gespanns, wenn ein Pferd ausfällt. Hier gibt es keinen Platz für Leichtsinnigkeit. Die Pferde dürfen aber nach dem Turnier drei Tage Pause auf Paddocks machen. Ansonsten genießen sie ihr Leben in den luxuriösen Stallungen der wunderschönen und weitläufigen Anlage in den Niederlanden. Boyd lebt für die Pferde und den Fahrsport. Jeden Tag wird trainiert, um allen Pferden gerecht zu werden. All das ist nur möglich mit einem so gut funktionierenden Team. Außerdem freut sich Exell auch, so tolle Sponsoren an seiner Seite zu wissen, denn ohne diese wäre es nicht denkbar, diesen Sport auf dem Level auszuüben. Zuletzt hinzugekommen ist die Sandmann Transporte GmbH & Co. KG, worüber Boyd sich freut. Nun liegt der Fokus aber doch noch einmal auf dem Turniersport. Auch wenn es Boyd eine große Freude bereitet, seine qualitätsvollen Pferde mit großen Bewegungen während der Outdoor-Saison vorzustellen, freut er sich auch darauf, nun Indoor zu starten. Es ist ein anderes Feeling mit der Musik, dem Applaus und der Nähe zum Publikum. Nicht nur deswegen ist der Start in Stuttgart jetzt ein Highlight. Boyd freut sich riesig, seinen Bajnok wieder vorstellen zu können. Er ist auch wahrlich besonders. Mit seinen 21 Jahren ist der Wallach 150 Prüfungen gestartet und konnte von diesen 96 gewinnen. Das muss erst einmal ein Pferd nachmachen. Nicht nur Exell ist Weltspitze, seine Pferde sind es eben auch. Nele Marie Hörster Fotos: TOMsPic

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