Reiterjournal Extra 2024 - Samstag

Seite 34 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 16. November 2024 Ein Kinderspiel für Toys Jörne Sprehe, fränkische Springreiterin mit Wurzeln in Niedersachsen, gehört als „Kampfzwerg“ zum deutschen Olympiakader Wenn Jörne Sprehe zuhause ihre Springpferde trainiert, denkt sie automatisch an Flugzeuge. Das nicht nur, weil sie meistens ziemlich gut abheben und dann nur fliegen schöner ist. Vor allem liegt es an der Umgebung. Denn die Familie Sprehe hat vor einigen Jahren, als klar war, dass Tochter Jörne einen Turnierstall aufbauen würde, im bayerisch-fränkischen Fürth einen früheren Militärflughafen zum Reitsport-Park umgebaut. Die Reithalle ist in den ehemaligen Flugzeug-Hangar eingezogen. 40 mal 50 Meter. „Da kann man richtig galoppieren“, schmunzelt die zierliche Springreiterin, die als gebürtige Fränkin alles kann, nur kein „Frrrängsch“. Sie spricht, wie alle in ihrer komplett aus Niedersachsen stammende Familie, das Hochdeutsch des Oldenburger Münsterlandes. Jörne Sprehe fühlt sich wohl in der Region, die selbst im abgelegenen Freistaat noch eine Grenzregion ist. „Ich bin hier geboren, meine Kinder auch, und hier ist meine Heimat“, beschreibt sie. Der Standort bei Nürnberg liegt sogar günstig, was die Startmöglichkeiten in den südlichen Ländern angeht. Große europäische Turnierstandorte haben sich in den vergangenen Jahren in Spanien, Italien oder Slowenien etabliert. „Ich fahre da in einem Rutsch hin“, beschreibt sie. Das ist gut so, denn Jörne Sprehe hat gerade ambitionierte aber realistische internationale Pläne: ein Championat. Die letzten internationalen Meisterschaften ist sie vor 20 Jahren geritten, damals noch als junge Reiterin. Dann hat sie nach dem Abitur sehr zielstrebig das Reiten zum Beruf gemacht und blieb an der deutschen Spitze immer nah dran. Mit Fleiß, Beharrlichkeit und Ehrgeiz. „Ich bin ein Workaholic“, beschreibt sie. Sie reitet ihre Pferde manchmal zwei oder dreimal am Tag, geduldig und hartnäckig, bis es sich gut anfühlt. „Unser Kampfzwerg“, so hat der frühere Co-Bundestrainer Heiner Engemann die nur mittelgroße Amazone einmal genannt. „Das passt doch“, grinst sie. Nach dem Abitur jobbte Jörne Sprehe eine Weile am Gestüt des Onkels in Löningen, dann war sie Bereiterin am Stall von René Tebbel. In dieser Zeit entschied sie sich für die Profilaufbahn. Aber der Durchbruch kam erst wieder mit der holländischen Stute Hot Easy, die jetzt zwölf Jahre ist und im Zenit ihrer Leistung steht. Wie die meisten Pferde im Stall wurde sie von Jörne Sprehe selbst ausgebildet und gefördert. Irgendwann sprang die mitunter zickige Stute so gut, dass die Interessenten auf dem internationalen Markt Schlange standen. Da gelang der Reiterin ein Deal mit ihrem Onkel Albert Sprehe, der das bekannte Gestüt Sprehe in Löningen betreibt, wo die Sprehes ihre Wurzeln haben. Das Gestüt, eher die Sprehe-Gruppe, die in Niedersachsen große Fleischbetriebe besitzt, beteiligte sich zur Hälfte an der Erfolgsstute. Sonst hätte Jörne Sprehe wohl verkaufen müssen, so ein Reitsport-Park finanziert sich nicht von selbst. Schon 2023 war sie nahe dran an einem Platz im Championatsteam, gehörte dann im September zu Otto Beckers Mannschaft beim Nationenpreisfinale in Barcelona. Das Jahr 2024 begann mit einem Teamsieg beim Auftakt der Nationsleague in Abu Dhabi, setzte sich fort mit Siegen in so wichtigen internationalen Großen Preisen wie Samorin, Calgary und Hickstead. Zwischenzeitlich war der Hannoveraner Hengst Toys vom Gestüt Sprehe ganz nach Fürth umgezogen, fast gleichwertig mit Hot Easy. In Baden-Württemberg sicherte sie sich im Juli zwischendurch ganz easy den Großen Preis von Albführen. Seit der Corona-Zeit wird Jörne Sprehe von Co-Bundestrainer Marcus Döring trainiert. Meistens treffen sie sich auf einem Turnier oder auch für mehrtägige Trainingsphasen in Löningen oder in Riesenbeck. Und eigentlich war Jörne Sprehe in dieser Form und mit diesem Beritt parat für die Olympischen Spiele in Paris. Sie war auch schon im Olympiakader und nominiert für den Großen Preis von Aachen, die entscheidende Sichtung. Dann eine Schrecksekunde: Hot Easy ging wenige Tage vor dem großen Einsatz lahm, musste zurückgezogen wer- Jörne Sprehe will mit ihrer Hot Easy auch am Samstag im Weltcup starten. Fotos: TOMsPic

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