Reiterjournal Extra 2025 - Donnerstag

Seite 36 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 13. November 2025 Flexibel bleiben „Was im Reitsport nicht funktioniert, ist, als Trainer ein Schema X allen seinen Schülern auf gleiche Weise überzustülpen. Einen starren Trainingsplan durchzuziehen, den man sich Monate vorher überlegt hat, das ist fast unmöglich. Man muss flexibel bleiben. Wir arbeiten mit zwei Lebewesen zusammen – einem Pferd und seinem Reiter. Als Trainer ist es wichtig, auf das jeweilige Individuum einzugehen, reinzuhorchen, zu schauen, was heute förderlich ist und was eben nicht“, beschreibt Joachim Jung, der nebenbei auch noch als Richter und Prüfer bei Bereiter- und Meisterprüfungen im Einsatz ist. Auch der Austausch mit dem Reiter sei heutzutage ein fester Bestandteil, um ein Paar voranzubringen. Die Zeiten, in denen Reitlehrer stundenlange Monologe gehalten haben, seien vorbei. Die Besonderheit der Königsdisziplin Eine besondere Eigenschaft bedarf es nach Jung bei den Reitern und Trainern in der Vielseitigkeit: die Kompromissbereitschaft. Kein Pferd der Welt bringe die idealen Voraussetzungen für alle drei Teildisziplinen mit. Selbst bei Multichampion La Biosthetique Sam FBW sei das nicht der Fall gewesen. Die Stärken herauszufiltern sowie zu fördern und die Schwachstellen Schritt für Schritt zu mindern, bringe Erfolg. Wer im Vielseitigkeitssport auf den perfekten Athleten wartet, wartet lange. Abstriche gehören bei Allroundern zum Geschäft. Michael über Joachim Jung: „Das Wichtigste war ihm, und ist mir, eine gute und umfassende Basisausbildung in Dressur und Springen. Die Hände aufrecht, der Absatz tief, rundum korrektes Reiten. Er wollte, dass man auch mal mit einem Springpferd eine L- oder A-Dressur gewinnen konnte. Heute wird diese Basisarbeit sehr oft vernachlässigt, aber irgendwann holt einen das ein. Ich versuche, das auch immer wieder zu vermitteln. Nur so lernt man reiten. Deswegen würde er heute auch nichts anders machen. Basisarbeit bleibt Basisarbeit.“ Fotos: TOMsPic Nie aufhören zu lernen Einen Tipp, den Joachim Jung anderen Trainern mit auf den Weg geben will, ist, dass man nie aufhören sollte zu lernen. Die Augen offenhalten, schauen, wie es andere machen – das sei essenziell. Für Reiter, aber auch Trainer. Viele würden vieles richtig machen. Zu schauen und lernen, ist die Devise. Vorbilder hätten hierbei ihre absolute Daseinsberechtigung. Für Jung zählen sein Ausbilder Udo Lange dazu, aber auch Christoph Hess und Martin Plewa – allesamt Aushängeschilder der klassischen Reitlehre. „Und zu guter Letzt muss es auch Spaß machen, sonst wird man als Trainer nur schwer auf einen grünen Zweig kommen“, so Joachim Jung. Womit er den wichtigsten Tipp wohl ganz zum Schluss ergänzt. Floriam Adam

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