Reiterjournal Extra 2025 - Donnerstag

Seite 44 Rei ter journal -Ext ra Donnerstag, 13. November 2025 Olympiasieger Christian Kukuk war gestern noch nicht in der SchleyerHalle am Start, aber ein Gesprächsthema, nachdem am Vorabend im Internet ein Video vom internationalen Turnier in Verona zu sehen war, auf dem er auf dem Abreiteplatz seine Stute Just be gentle mit blankem Schlaufzügel (ohne Trensenzügel) reitet. Das Video und zahlreiche Anrufe dazu beschäftigten sofort auch die FN in Warendorf – und ganz aktuell die Veranstalter des Stuttgart German Masters sowie natürlich alle Stewards auf dem Abreiteplatz. Andreas Krieg, Springsport-Verantwortlicher in der Turnierleitung, ließ keinen Zweifel: „Solche Bilder wollen wir hier nicht sehen.“ Die FEI-Stewards in Stuttgart seien entsprechend sensibilisiert. Zum letzten Mittel, den Olympiasieger von einem Start auszuschließen, wolle man aber nicht greifen. „Das können wir gar nicht, es ist ja bei uns kein Verstoß passiert“, erklärte Organisationschef Carsten Rotermund. Ob Kukuks Schlaufzügeltraining regelkonform war oder nicht, darüber gibt es tatsächlich unterschiedliche Ansichten. „Offensichtlich war es in der Vergangenheit so, dass das Reiten nur mit Schlaufzügeln seitens der FEI-Offiziellen nicht geahndet worden ist. Deshalb haben wir die FEI aufgefordert, hier Klarheit zu schaffen“, heißt es in einer Erklärung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN – wohlweislich ohne ein Wort der Kritik am Olympiasieger. Es heißt nur: „Nach Bekanntwerden des Videos haben wir unverzüglich Kontakt zum Reiter aufgenommen und sind mit ihm im Gespräch.“ Wenigstens so viel ist klar: „Das Reiten mit Schlaufzügel ohne einen normalen Zügel entspricht nicht den FN-Richtlinien.“ Kukuk selbst äußerte sich gelassen, aber auch ohne ein Wort des Bedauerns: „Nach Betrachten des kurzen Videos nehme ich die Kritik ernst.“ Ihm sei aber wichtig zu erwähnen, dass es „keinerlei Beanstandungen“ der FEI in Verona „hinsichtlich des Abreitens oder an der Ausrüstung des Pferdes“ gegeben habe. Kukuk erklärte weiter: „Die Stute wurde beim VetCheck von Turniertierärzten zumWettkampf anstandslos zugelassen.“ Auf einer Linie mit Andreas Krieg liegt Michael Wassmann, der hier in der SchleyerHalle der Chef-Steward für die Springprüfungen ist. „Ich hätte das nicht durchgehen lassen“, erklärt er. Selbst das bestehende FEI-Reglement gebiete schon ein Einschreiten durch den Steward, denn es gebe klar die Regel, dass beim Reiten ein Zügel am Gebiss befestigt sein muss – der Schlaufzügel ist nicht am Gebiss befestigt, ein Zügel ist er außerdem nicht, sondern ein Hilfszügel. Außerdem sehe er, so Wassmann, den Steward auch in der Verantwortung, auf reiterliches Verhalten und eine korrekte Umsetzung der Ausbildungskriterien zu achten. „Und das war hier sicher nicht der Fall“, findet er. Im Sinne des Pferdes, des Sports und des öffentlichen Ansehens der Reiterei dürften keine Kompromisse gemacht werden. So sieht es auch Christian Kraus aus Pforzheim, seit diesem Jahr internationaler Steward und Sprecher der Turnierveranstalter in Baden-Württemberg. „Das Image und die Integrität des Sports müssen stets Vorrang vor den individuellen Interessen eines jeden Reiters, Pflegers oder Trainers haben, unabhängig von deren Niveau oder Erfolgen“, betont er. Bleibt die Frage, auch bei den Turniermachern von Stuttgart, ob bei den Spitzenreitern angesichts eines zunehmend kritischeren Blicks auf den Sport die Sensibilität hoch genug ist. Andreas Krieg wundert sich: „Es ist mir ein Rätsel, wie einem Sportler mit der Vorbildfunktion eines Olympiasiegers so etwas passieren kann, ich empfinde das als Provokation, auch weil man kein Wort der Reue hört.“ Roland Kern Chefsteward Michael Wassmann findet im Gespräch mit Roland Kern klare Worte. Christian Kraus, internationaler Steward „Solche Bilder wollen wir hier nicht“ Die blanken Schlaufzügel von Christian Kukuk sind auch in der Schleyer-Halle ein Thema – FN vermisst klares Reglement Fotos: TOMsPic

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