Seite 26 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 14. November 2025 Die Nerven behalten Mentales Training gewinnt disziplinübergreifend auch im Reitsport immer mehr an Bedeutung. Wie man sich bestenfalls auf Turniere wie die Stuttgart German Masters vorbereitet? Wir haben bei Experten nachgefragt. Jérôme Voutaz, Vierspännerfahrer Als Amateur zwischen Profis in den schwersten Prüfungen der Welt anzutreten, macht Druck. Wenn ich den Parcours abgehe und kurz bevor ich losfahre, spüre ich die Anspannung auch. Sobald der Wagen aber rollt und ich mich auf meine Pferde fokussiere, fällt der Druck von mir ab. Ich weiß, was zu tun ist, kann mich voll auf mein Gespann konzentrieren und am wichtigsten: das tun, was mir Spaß macht. Der Fahrsport ist ein Hobby, das mit immensem Aufwand verbunden ist. Für mich neben der Selbstständigkeit. Umso wichtiger ist es mir, die Momente zu genießen. Die Belohnung mit einer Platzierung ist dann noch erfreulicher. Gegen Fahrer auf so hohem Niveau anzutreten, trägt auch dazu bei, dass wir alle besser werden. Ralf Runge, Co-Bundestrainer der deutschen Springreiter Mentales Training ist in unserem Sport besonders wichtig, weil wir ja erstens einen Individualsport ausüben, bei dem wir in der Prüfung auf einmal ganz alleine sind. Dazu kommt, dass sich Aufregung oder eine schlechte Einstellung des Reiters direkt auf unser Pferd auswirkt. Immer mehr Reiter arbeiten auch mit einem Mentalcoach, obwohl wir im Vergleich zu anderen Sportarten sicher noch viel Luft nach oben haben. Wichtig ist eine solche Unterstützung vor allem, wenn es mal nicht so gut gelaufen ist. Dann muss man wieder aufgebaut werden. Vom DOKR weiß ich, dass es für alle Kaderreiter ein Angebot gibt, und das ist auch gut so. Unser Sport findet vor allem im Kopf statt. Patrik Kittel, Dressurreiter Als junger Mensch hatte ich viele Selbstzweifel und habe mich ständig mit anderen verglichen. Der Wendepunkt kam, als ich lernte, negative Gedanken bewusst zu stoppen. Immer, wenn ein Gedanke kam wie „Ich bin nicht gut genug“, sagte ich laut „Stopp!“ – und ersetzte ihn durch etwas Positives. Diese Methode trainiert das Gehirn, sich auf Lösungen statt auf Probleme zu fokussieren. So lernt man, seine Gedanken zu steuern und sich selbst Vertrauen zu schenken. Humor hilft mir persönlich dabei enorm. Zum Beispiel schaue ich die Serie Friends, um Leichtigkeit und Freude zurückzubringen. Lachen entspannt und öffnet den Kopf. Außerdem: Lerne von anderen! Was machen erfolgreiche Menschen gut? Was ist ihr Erfolgsrezept? Nicht kritisieren, sondern inspirieren lassen – das stärkt mental und bringt einen Schritt für Schritt weiter auf den richtigen Weg. Zusätzlich habe ich gelernt, geduldig mit mir selbst zu sein. Veränderung geschieht selten über Nacht, doch jeder kleine Fortschritt zählt. . Fotos: Lafrentz
RkJQdWJsaXNoZXIy NDAzMjI=