Seite 6 Rei ter journal -Ext ra Freitag, 14. November 2025 – nur eine spitze Kehre auf Sprung zwölf forderte wirklich die Wendigkeit. Mario Walter gab mit seinem kompakten Holsteiner von Anfang an mächtig Gas. Die Uhr blieb bei 35,01 Sekunden stehen. Führung. Bis dahin erst mal. Dann Anne Götter, Süddeutsche U25-Meisterin und mit 23 Jahren jüngste Reiterin im Feld, in ihrem allerersten Drei-Sterne-Springen. Die junge Pferdewirtschaftsmeisterin aus Eppingen im Kraichgau kämpfte gewaltig auf der Zangersheide-Stute Classe Lady, die von den mächtigen Sprüngen und der großen Halle sichtlich beeindruckt war. Ein vierter Platz war aber eine Sensation und der glänzende Abschluss der besten Saison ihres Lebens. Die Eppinger waren mit einem ganzen Reisebus aus dem Eppinger Himmelsreich in die Landeshauptstadt gefahren und feierten wie die Götter. Große Hüpfer – Großes Herz Julian Stahl aus Aischbach-Gültstein ließ sein Rennpferd Prinz Paolino mit höchster Frequenz galoppieren, am Ende ging aber die Kraft aus. Wegen einer Erkältung hatte der schon 16-jährige DSP-Wallach einen Trainingsrückstand. Dennoch: eine starke Stuttgart-Premiere für den Profi aus dem Gäu. Foto: TOMsPic Auch Thomas Mang mit der riesigen Grand Zara sowie Sascha Braun mit Emmylou Balou T mussten Abwürfe im Stechen hinnehmen. Pia-Luise Baur vom Stall Vogel folgte fast in der Manier einer Sophie Hinners im Sattel der märchenhaften Schimmelstute SMA Disney, erst acht Jahre jung. Aber sie brauchte drei Zehntel länger als Super-Mario, wurde großartige Zweite. Dann ein unerwarteter Verlauf: Hans-Dieter Dreher, den alle nach dem vorzeitigen Aus von Richard Vogel als klaren Favoriten eingeschätzt hatten, ritt mit seinem achtjährigen Franzosen Harley de la Cense ganz ungewohnt Kavaliersbogen, sodass Hallensprecher Carsten Soestmaier flunkerte: „Der war ja fast in der Schweiz.“ Der erfahrene Championatsreiter nahm die Rittigkeitsprobleme seines Wallachs mit einem Schmunzeln. Die Lenkung war nicht so gut geschmiert, hatte man den Eindruck. Er gab sich mit dem siebten Platz zufrieden. „Ich habe nach der ersten Wendung gespürt, dass ich das heute nicht schaffe“, erklärte er gelassen. „Das Pferd ist ja noch jung.“ Als Armin Schäfer mit seinem Zangersheide-Hengst Drops van Overis Z – höre und staune – 26 Jahre nach seinem ersten BWBank-Sieg dann auch bald im Parcours einen Abwurf kassierte, war klar: Die Sonne scheint für den Super-Mario von der Ostalb. Das Springen hatte mit einer Schrecksekunde begonnen. Amateur-Landesmeister Christian Pfeiffer vom Hohenrechberg bei Schwäbisch Gmünd eröffnete mit seiner Lollita die Prüfung. Dann zeigte sich, wie schmal der Grat ist zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Bis zum vorletzten Sprung waren die beiden bei ihrem Schleyer-Hallen-Debüt fehlerfrei. In der Halle hätte man eine Stecknadel fallen hören können; alle fieberten mit. Dann wurde der Absprung zum letzten Oxer viel zu weit. Die Stute strauchelte, knickte nach dem Sprung ein, Christian Pfeiffer hatte keine Chance. Er prallte auf dem Boden auf und blieb liegen. Allen stockte der Atem. Einige Minuten vergingen, schließlich musste der Reiter mit der Trage aus der Halle gebracht werden. Erst nach einer Untersuchung im Krankenhaus gab es Entwarnung: eine Gehirnerschütterung, der Mann ist eben ein harter Knochen. Der größte Applaus gebührte ihm. Er ist dennoch auch ein Held dieses Finales. Roland Kern Harley de la Cense von Hans-Dieter Dreher schlug im Stechen eigene Wege ein.
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