Seite 38 Rei ter journal -Ext ra Samstag, 15. November 2025 Der Hochbegabte des Goldgespanns Ein Gentleman, der auch zum Löwen werden kann. So beschreibt der weltbeste Fahrer sein Ausnahmepferd des Indoor Gespanns: Bajnok. Seit 14 Jahren ist er ein elementarer Teil des Teams Exell und wurde zu Boyds Erfolgsgaranten. Exell und sein brauner Lipizzaner haben eine ganz besondere Verbindung, wie der gebürtige Australier mit Stolz berichtet. Das mag daran liegen, dass der 22-jährige Wallach den Großteil seines Lebens bei und an der Seite von Boyd Exell verbracht hat. Vor allem konnten die beiden ihre Beziehung aber während der geteilten Leidenschaft festigen: dem Fahren von Sieg zu Sieg, von Titel zu Titel. Anders, als es die Turnierstatistiken vermuten lassen, war die ursprüngliche Aufgabe von Bajnok ziemlich weit entfernt vom Leistungssport. Aus einer ungarischen Zucht stammend, wuchs der Braune dort auf. Seine erste Aufgabe bestand darin, Touristenfahrten mit einem Wagen für zehn Personen zu machen – diesen Wagen zog er ganz allein. Dabei hatte der ungarische Vierspänner-Weltmeister Zoltán Lazár ihn entdeckt und sah sein Potenzial. Kurzerhand entschied er sich dazu, ihn zu kaufen. József Dobrovitz, ebenfalls ein Fahrer aus Ungarn, stellte ihn vor, wandte sich der sich vertrauensvoll an Exell und ihm empfahl, sich dieses vielversprechende Pferd doch einmal anzuschauen. Die Chance bot sich während eines Turniers in Holland. „Ich habe ihn gesehen und auf der Stelle gesagt, dass ich ihn kaufen möchte.“, erinnert sich Exell. So zog Bajnok zu Boyd und wurde „Teil der Familie“, schmunzelt Exell. In der ersten Zeit mussten er und sein Team die Power des Wallachs zu managen lernen. Die ersten Turniere mit Boyd wurde Bajnok quasi an die Hand genommen – von Bill, einem russischen Orlow-Traber, der sehr schnell war und Bajnok zeigte, wie er genauso mitziehen konnte. Seitdem hat Bajnok selbst eben diese Rolle für alle neuen Pferde übernommen. „Er ist unglaublich intelligent“, beschreibt Boyd seinen Wallach. Exells langjährige Pflegerin Emma Olsson geht sogar einen Schritt weiter: „Er ist das intelligenteste Pferd, das ich je kennengelernt habe.“ Außerdem zeichnet ihn sein unglaublicher Leistungswille aus. Dieser äußert sich vor allem darin, dass Bajnok trotz seines stolzen Alters von 22 Jahren bisher kein einziges Mal gezeigt hat, dass er keine Lust mehr auf den Sport hätte. „Er gibt immer 100 Prozent und zeigt mir jedes Mal aufs Neue: ich will.“ Auf die Frage, wie Exell es geschafft hat, ihn so lange motiviert zu halten, sagte er: „Unser Pferde sind glücklich. Wenn sie signalisieren, dass sie keine Lust mehr haben, müssen sie auch nicht mehr.“ Dafür darf Bundy, wie Boyd ihn mit Spitznamen getauft hat – benannt nach einem australischen Rum, welcher dieselbe Farbe hat wie Bajnoks Fell – seine Turnierpause im Sommer genießen. Natürlich als Herdenchef auf der Weide. Außerdem hat er vielfältiges Ausgleichprogramm: „Für ihn darf es nicht zu langweilig werden.“ Er liebt Galopptraining und hat zur Gymnastizierung Dressureinheiten unter dem Sattel. Auch wenn Boyd immer wieder überlegte, seinen Bundy in verdiente Rente zu schicken, bot sich noch nicht der richtige Zeitpunkt. Bajnok zeigt nach wie vor, seinen Ehrgeiz – so auch in der Stuttgarter Weltcup-Einlaufprüfung, wo der Braune mit Tempo vorne links das Gespann anleitete. Er Mit 105 offiziell registrierten Siegen aus 163 Starts ist Boyd Exells Bajnok das erfolgreichste Fahrpferd der Welt, vielleicht sogar das erfolgreichste Turnierpferd der Welt. Fotos: TOMsPic
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